Leute: Butler belauscht L’Oréal-Erbin (87)

Aufnahmen sollen beweisen, dass die Milliardärin in geistiger Umnachtung fast eine Milliarde Euro verschenkt hat.

Paris. Der Lauschangriff in der Villa der L’Oréal-Erbin Liliane Bettencourt ereignete sich meistens kurz vor dem Mittagessen. Der Butler der 87-Jährigen legte ein schwarzes Filzetui auf den Tisch, in dem ein kleines Diktiergerät versteckt war. Ein Jahr lang hörte er die Tischgespräche der reichsten Frau Frankreichs ab.

Auf den Mitschnitten hört man, wie Teller klappern und Hunde bellen. Vor allem aber enthalten sie offenbar spektakuläres Beweismaterial. Und sie stützen die These, dass die Multi-Milliardärin geistig nicht mehr auf der Höhe und das wehrlose Opfer des Pariser Fotografen Francois-Marie Banier (63) geworden ist.

Fast eine Milliarde Euro hat die Erbin des L’Oréal-Imperiums diesem Tausendsassa vermacht, der auch Schriftsteller, Schauspieler, Maler und Designer ist. "Ich bin eine freie Frau", rechtfertigte Bettencourt einmal ihre Großzügigkeit, die sie als Kultur-Sponsoring für einen talentierten Mann verstanden haben will.

Ihre Tochter Francoise Meyers-Bettencourt hingegen sieht einen Betrüger am Werk, der die Schwäche der Greisin ausnutzt. Sie klagt auf Rückzahlung von 993000000 Euro und will die Mutter entmündigen.

Die 28 CD-ROMs, die der Butler mitschnitt, könnten im Prozess, der im Juli stattfindet, die Wende zu Gunsten der Tochter bringen. Auf den Aufnahmen ist unter anderem zu hören, wie die alte Dame zu ihrer eigenen Überraschung von ihrem Notar erfährt, dass sie Banier 2007 als "Universalerben" eingesetzt habe.

Gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Le Point" rechtfertigte der Butler, der seit mehr als zehn Jahren in Diensten der Erbin steht, seine Spionage-Aktion.

Er habe nicht mehr mit ansehen können, wie sie "von skrupellosen Menschen ausgenutzt wurde". "Mein Mandant wurde von niemandem beauftragt und er hat auch kein Geld bekommen", betont auch sein Anwalt Antoine Gillot.

Zufall oder nicht: Kaum hatte der Butler seine Abhöraktion beendet, quittierte er den Dienst. Angeblich aus Angst vor Repressalien. Hausangestellte, die Banier vor einem Jahr gegenüber der Polizei schwer belastet hätten, seien kaltgestellt worden.