London: Den Wein zum Dinner in der Handtasche
Neuer Trend in vielen Restaurants.
London. Lambrusco statt Grand Cru: Dinner-Gäste dürfen in London in immer mehr Gourmet-Restaurants ihren eigenen, günstigen Wein mitbringen. Mit diesem Anflug von neuer Bescheidenheit will die exklusive Szene der Edel-Etablissements zur Wirtschaftskrise ihre leeren Tische füllen.
Gäste, die sich ihren eigenen Alkohol mitbringen, waren bisher das Stigma ranziger Imbissstuben.
Dass noble Restauranttempel nun die Billigkonkurrenz kopieren, ist eine Revolution in der Not: Auch die sonst spendablen Gourmets schnallen angesichts der Krise den Gürtel enger - und sparen sich häufig mit Fertigmenü, Supermarktwein und einer DVD den teuren Abend in der Stadt.
Der "Bring your own wine"-Club zielt nun auf just diese genussfreudige Mittelschicht mit knapper Kasse. Wer für 80 Euro Mitglied wird, bei dem haben die Sommeliers in über 50 namhaften Restaurants ab sofort das Nachsehen. Bis zum Jahresende sollen es doppelt so viele Häuser sein, die den Besuchern erlauben, sich selbst mit Alkohol zu verpflegen - eine Praxis, die es auf dem Festland (Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien) schon hier und da gibt.
Wer jetzt erwartet, mit Alkopops, Selbstgebrautem oder Wein in Pappkartons ins renommierte Lanesborough, Café Anglais oder Arbutus einziehen zu können, der irrt jedoch. Weil die Ideengeber, Weinliebhaber Khadine und Christopher Rose, sich nicht sicher waren, ob die trinkfreudigen Briten ihre Initiative richtig verstehen, gibt es einen strengen Club-Knigge. Demnach sind Dosenbier, Schnäpse und Discount-Wein mit Schraubverschluss tabu in den Edelrestaurants. Man möge, so raten sie, auch nicht während des Menüs nach Draußen hechten, um Nachschub so besorgen.
Um schon am Eingang peinliche Situationen zu vermeiden, sind die Gäste angewiesen, dem Oberkellner ihre mitgebrachte Flasche "diskret" zu überreichen, am besten im "Clubbeutel".