Malerin (36) liebt 16-Jährigen
Liebe: Französisches Gericht untersagt Beziehung und droht mit Haft.
Paris. Es ist das zurzeit vielleicht ungewöhnlichste Liebespaar Frankreichs: Sie, von Beruf Malerin, ist schon 36, seit ihrer Geburt behindert, und sitzt im Rollstuhl. Er ist zwanzig Jahre jünger und drückt noch im Gymnasium von Brest die Schulbank. In Justitias Augen hingegen handelt es sich offenbar um das unmöglichste Paar der Republik. Denn eine resolute Familienrichterin im bretonischen Quimper setzt alle juristischen Hebel in Bewegung, um die Liebenden auseinander zu bringen.
Die leidenschaftliche Affäre des ungleichen Paares begann schon vor gut einem Jahr. Über eine Internet-Fanseite der Schauspielerin Sophie Marceau kamen sie ins Gespräch. Seitdem teilen der minderjährige Tony und seine erwachsene Partnerin Wohnung und Bett. Den richtigen Namen der 36-Jährigen verschweigt die Zeitung "Le Parisien", die den Fall gestern enthüllte. Um ihre Persönlichkeitsrechte zu wahren, nennen sie sie "Léa".
Ein Gericht hat "Léa" bereits im vergangenen Februar zu zwei Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt - wegen "Kindes-entzugs". Gleichzeitig legte das Gericht ihr auf, sich nicht mehr mit Tony zu treffen, solange er nicht volljährig ist. Der Junge wiederum sollte auf richterliche Order eigentlich in die Obhut eines Heimes oder einer Pflegefamilie gegeben werden.
Doch in einer Mischung aus Trotz und Selbstbewusstsein setzten sich Tony und Léa über die Entscheidung der Justiz hinweg. Und blieben zusammen. "Wenn sie mich in ein Heim stecken, werde ich alles tun, um noch einmal zu entkommen und mit Léa zu sein", sagte der Heranwachsende gegenüber dem "Parisien".
Am Montag gab es eine Anhörung vor Gericht. Rechtsanwalt Yves Chevasson nimmt seinen jungen Mandanten in Schutz. Er sagt, dass zwischen den Beiden "ein echtes und starkes Gefühl" herrsche. Den Jugendlichen, der im Juli 17 wird, beschreiben er als einen frühreifen jungen Menschen. Dank seiner kräftigen und muskulösen Statur wirkt er auch körperlich mehr wie ein Mann denn als Kind.
Ausgesprochen verständnisvoll zeigt sich in diesem Justizfall Tonys Mutter. Sie hält die Hand schützend über ihr Kind und hat der ungewöhnlichen Beziehung bereits ihren Segen gegeben. Ihr gehe es in erster Linie um "das Glück ihres Sohnes", betonte sie milde. Und fügte hinzu, dass die Beziehung der Beiden tatsächlich von einer "zärtlichen Leidenschaft" geprägt sei.
Eine Auffassung, die im schroffen Gegensatz steht zur Ansicht ihres geschiedenen Mannes, einem Offizier in Diensten der französischen Marine. Seitdem Tony und Léa zusammen sind, herrscht Funkstille zwischen Vater und Sohn. Ob die beiden eine Zukunft haben, entscheidet am Freitag erneut das Gericht.