Schneller Flirt für neuen Job
Neues Konzept: 1000 Langzeitarbeitslose stellen sich im Zehn-Minuten-Takt den Arbeitgebern vor.
Gelsenkirchen. Jobsuche "auf Schalke" zu Rockmusik einer Cover-Band: Über 1000 ausgewählte Arbeitslose haben sich gestern in einer ganz besonderen Runde im Fußballstadion bei potenziellen Arbeitgebern vorgestellt. Am zweiten "Job-Speed-Dating" in der Gelsenkirchener Veltins-Arena, wo sonst der FC Schalke 04 aufläuft, nahmen mehr als 55 Unternehmen teil - darunter überregionale Einzelhandelsfirmen und Dienstleister. 600 offene Stellen waren zu vergeben.
"Job Speed Dating" - das heißt, dass die Bewerber maximal zehn Minuten Zeit hatten, sich im "La Ola"-Club im Stadion von ihrer Schokoladenseite zu präsentieren. Danach setzte die Band "Re-Late" den musikalischen Schlusspunkt. Locker die Verpackung, ernst manche Bewerber: Im Anzug und mit Bewerbungsmappe unterm Arm hofften sie auf eine dringend benötigte feste Stelle. Gelsenkirchen liegt mit einer Arbeitslosenquote von rund 15 Prozent am Ende der Statistik in NRW.
"Das wird ein bisschen wie Kirmes", meint Nadja (26), als sie sich in die Schlange zum Eingang der Arena auf Schalke einreiht. Sie gehört zu den ersten 500, die sich beim "Speed-Dating" den Arbeitgebern präsentieren. Am Mittag kommt der zweite Schub. Die Hauswirtschafterin sucht seit Jahren erfolglos nach einem festen Job. "Durch die vielen Absagen habe ich einen kleinen Hänger gehabt." Von der etwas lockereren Atmosphäre erhofft sie sich einen Schub fürs Selbstbewusstsein. Das Speed-Dating sei "so eine Art Blinddate", sagt auch Maler und Lackierer Markus (25) ganz locker. Er sei gespannt, welche Firmen ihn erwarten.
Das Konzept ist einfach: Es ist wie ein schneller Flirt mit interessanten Arbeitgebern. Innerhalb von zehn Minuten können sich die Arbeitssuchenden präsentieren. Ob mehr aus dem Kennenlernen wird, entscheidet der erste Eindruck. In lockerer Atmosphäre entstehen kurze Gespräche, die aber nicht alle Teilnehmer befriedigen.
"Zehn Minuten waren das nicht, ich musste nur ein Kontaktformular ausfüllen, meinen Bewerbungsflyer abgeben, das wars", kritisiert Sonja (34). Der Personalmanager einer Lebensmittelkette schätzt die direkte Kontaktaufnahme mit den Teilnehmern. "Wir achten auf die Erscheinung, wie jemand auf uns zukommt, ob er aufgeschlossen ist", so Ludger Lameis.
Doch nicht jeder hat die Chance auf eine Chance in der Arena. Von den derzeit rund 15000 Hartz-IV Empfängern wählt das Integrationscenter über ein Computerprogramm Bewerber aus, die möglichst nah am ersten Arbeitsmarkt sind. "Oft haben Arbeitgeber überzogene Vorstellungen von unseren Bewerbern", so Reiner Lipka, Chef des Integrationscenters Gelsenkirchen. Sie sollen jung sein, berufserfahren, unentgeltlich Überstunden machen - alles für acht Euro die Stunde. Es sei wichtig, beide Seiten direkt aufeinandertreffen zu lassen. "Ehepartner sucht man sich auch selber."