Mann trägt Blümchen: Die trendigen Herrenhemden
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - „Hawaiihemden gehen gar nicht“, hieß es in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Magnum hat 1988 das letzte Mal zu seinem geblümten Arbeitsoutfit gegriffen. Doch jetzt tragen vor allem junge Männer das lässige Sommeroutfit wieder.
Einen Modetrend erkennt jeder spätestens dann, wenn Prominente ihm nachgehen. Wenn sogar jemand wie US-Präsident Barak Obama Hawaiihemd trägt, ist es ein modisches Muss für den Sommer. Männerhemden gibt es in diesem Sommer vor allem in kräftigen Farben - von verschiedenen Rot- und Grüntönen bis hin zu einem kräftigen Gelb. „Das Freizeithemd wird diesen Sommer sehr selbstbewusst“, beschreibt die Modedesignerin Astrid Werle aus Düsseldorf den Modetrend. „Es explodiert förmlich. Auch der Farbton Orange zieht sich durch viele Kollektionen - Sommersonne geballt.“
Auch der Stilautor Bernhard Roetzel erkennt einen klaren Trend zu farbigen Mustern, die an die 60er Jahre erinnern: „Man sieht sehr viele Prints und verschiedene Drucke. Manche Hemden sehen fast schon aus wie Schlafanzüge. Als Haupttrend sehe ich jedoch Blumenmuster.“ Gerade junge Marken greifen das Thema auf und zeigen in ihren aktuellen Kollektionen Kurz- und Langarmhemden mit floralen Mustern.
Bei Zara tragen die Models helle Hemden übersät mit kleinen Blüten in Rot und Blau sowie im kräftigen Marineton, über das sich weiße Blumen ranken. Sisley bringt das klassische Paisley-Muster zurück. Der Hosenhersteller Alberto kombiniert seine Modelle mit Hawaiihemden.
H&M hat ein Modell mit Palmen, Fischen und Strandszene. Das schwedische Unternehmen setzt zudem auf ein türkis-weißes Camouflagemuster, und Eton auf bunte Querstreifen. Der Hersteller Eterna zeigt ebenfalls bunte Längsstreifen sowie Karos in Grün und Blau - auch das ist ein Trend. Verschiedenfarbige Karos findet man bei diversen Herstellern nicht nur am lässigen Freizeithemd, sondern auch an den formellen Exemplaren.
„Beim Business-Hemd kommt das natürlich alles etwas dezenter heraus“, sagt Astrid Werle. Hier finde man das Muster eher an kleinen Details wieder, etwa in Form eines abgesetzten Karomusters an der Innenseite des Kragens, der Knopfleiste oder der Manschette. Hersteller Roy Robson macht das zum Beispiel vor. Der Mann sei eben ein Gewohnheitstier, und gerade im Büro dominiere grundsätzlich immer noch die klassische Variante des Oberhemds in Weiß oder Hellblau, erklärt Bernhard Roetzel. Immerhin bieten manche Hersteller - wie Cinque - auch farbenfrohe, aber eintönige Hemden an.
Ob dezentes oder auffälliges Muster - ein Muss sind die Farbtrends selbst für Modebewusste nicht. Denn: Man muss sich wohlfühlen in einem Hemd, und die farbenfrohe Hawaii-Variante ist nicht jedermanns Sache. Gerade bei einem Kleidungsstück, das Berufstätige beinahe jeden Tag anhaben, sei es weniger wichtig mit der Mode zu gehen, sagen die Experten.
Viel wichtiger ist, dass sich ein Hemd gut anfühlt. Sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn: „Es spielt überhaupt keine Rolle, von welchem Hersteller das Hemd ist, das Sie tragen, sondern die Qualität ist ausschlaggebend und dass man sich mit dem Kleidungsstück identifiziert“, betont Modeberater Andreas Rose.
Bei den Stoffen fühlen sich laut Roetzel im Sommer leichte Naturfasern wie Baumwolle und Leinen angenehm an. „Im Winter wird eher etwas Flauschiges gewählt, etwa Oxford oder alle schwereren Materialien“, erläutert Erle. „Im Sommer hat man natürlich sehr viel leichtere Stoffe, die einfach mehr Luft durchlassen.“ Stilberater Roetzel rät, Synthetikfasern besonders an warmen Tagen zu meiden. Sie lassen wenig Luft an den Körper und sorgen damit schneller für Hitzestaus. Schwitzen und der damit verbundene unangenehme Geruch sind die Folgen.
Neben dem Material gilt es beim Kauf eines Hemdes auf die richtige Größe und Passform zu achten. Hier dominiere weiterhin eine figurbetonte Silhouette, erklärt der Personal Shopper Rose. Jedoch bedeute der sogenannte Slim Fit nicht, dass das Hemd an der Brust spannen darf oder schlichtweg zu klein gekauft wird. „Ein Hemd sollte weder hauteng noch kastig geschnitten sein.“
Neben dem Rumpfumfang ist die Ärmellänge wichtig - gerade bei großen Männern mit langen Armen, erklärt Astrid Werle. Wer Schwierigkeiten hat, ein Hemd zu finden, das perfekt am Körper sitzt, sollte zum Maßhemd greifen. Neben der richtigen Schulter-, Brust- und Taillenweite können hier Details wie die Größe der Manschetten angepasst werden, erklärt die Modedesignerin. Neu gekaufte Hemden sollten auf jeden Fall nicht direkt getragen werden. „Jedes Hemd sollte man vorher waschen, weil man damit sowohl Imprägnierstoffe als auch restliche Farbstoffe aus dem Hemd herauswäscht“, erläutert Werle.