Marius Müller-Westernhagen: Der Pfefferminz-Prinz wird 65
Marius Müller-Westernhagen füllte in den 90ern ganze Stadien. Heute tritt der gebürtige Düsseldorfer lieber in kleinen Clubs auf.
Hamburg. Das „Alphatier“ hat Urlaub. Marius Müller-Westernhagen habe in den nächsten Wochen frei, heißt es bei seiner Plattenfirma Motor Music in Berlin — bis im Frühjahr neuer Trubel ansteht. Dann will der Musiker nach mehr als 20 Alben ein weiteres neues Werk veröffentlichen und die Songs im April 2014 auf einer Clubtour präsentieren. Kleine Bühnen für den einstigen Stadion-Rocker: „Ich will es einfach haben, wie es mal war“, sagte Westernhagen jüngst bei der Ankündigung der CD „Alphatier“. Der Musiker, der am Freitag 65 Jahre alt wird, steht seit mehr als fünf Jahrzehnten im Scheinwerferlicht.
Den 60. hatte „MMW“ noch mit „Birthday-Bash“-Konzerten in großen Hallen gefeiert. Die Fans durften damals über die Songs abstimmen, die er spielen sollte — sie wählten Klassiker wie „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“, „Freiheit“, „Sexy“, „Willenlos“, „Wieder hier“ und „Johnny Walker“. Ein Jahr später erschien mit „Williamsburg“ die letzte Studioarbeit des Musikers, die er im gleichnamigen New Yorker Stadtteil aufnahm.
Westernhagens musikalisches Frühwerk begann vor etwa 50 Jahren: 1963 trat er erstmals in eine Band ein — The Rabbeats. Doch zunächst machte sich der Sohn des Schauspielers Hans Müller-Westernhagen — als Marius in Düsseldorf auf die Welt kam, spielte sein Vater gerade im Drama „Marius“ — in der Schauspielerei einen Namen. Der Vater führte ihn in das Metier ein, doch der depressive und alkoholkranke Mann war auch ein abschreckendes Beispiel für den Sohn. Als Jugendlicher war er schon 1963 mit seiner ersten Hauptrolle in einem Fernsehfilm („Die höhere Schule“) zu sehen.
Bis 1987 wirkte Westernhagen in rund 25 Filmen mit und gab etwa den sprücheklopfenden Truck-Fahrer Theo aus dem Ruhrgebiet in „Theo gegen den Rest der Welt“. Seine Liebe zur Musik lebte der Schauspieler schon damals aus. 1972 sorgte er mit der Paul-McCartney-Persiflage „Gebt Bayern zurück an die Bayern“ für Aufsehen, 1975 folgte das Debütalbum und später die Empörung über „Dicke“.
Nach dem „Theo“-Erfolg ging der schlaksige junge Mann auf seine erste Tour als Sänger, Alben wie „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“, „Sekt oder Selters“ und „Stinker“ untermauerten seinen Erfolg als Textschreiber und Rock’n’Roller.
Der ganz große Triumph sollte noch folgen: Spätestens ab 1987 konzentrierte sich Westernhagen — den Namen „Müller“ ließ er von da an in der Öffentlichkeit weg — ganz auf die Musik und wurde mit Alben wie „Westernhagen“, „Halleluja“, „JaJa“, „Affentheater“ und „Radio Maria“ zum Superstar. Wie ein Magnet zog er als erster deutscher Rocker gigantische Massen zu Shows in Fußballstadien. Sein Image änderte sich vom Kumpeltyp zum „Armani-Rocker“.
Showrummel und Small Talk sind nichts für den Vater der britischen Punksängerin Mimi Müller-Westernhagen, der 2010 nach 36 Jahren mit Ehefrau Romney von Hamburg nach Berlin zog. „Dafür ist die Zeit im Leben viel zu kostbar“, sagte er mal. Aus dem Rampenlicht könne er sich jederzeit zurückziehen. Worauf er nicht verzichten könnte, sei Kreativität. „Meine große Liebe ist es, eine Platte zu machen!“ Die neue Liebe heißt „Alphatier“.