Matthias Brandt: „In jedem Leben gibt es Verrat“
Polizeiruf 110-Kommissar Matthias Brandt spielt in einem TV-Drama einen Schulleiter.
Berlin. Kritiker bescheinigen Matthias Brandt, dass er zu den besten und wandlungsfähigsten Schauspielern im deutschen Fernsehen gehört. Der Sohn von Bundeskanzler Willy Brandt ist in dem TV-Drama „Verratene Freunde“ zu sehen. Im Interview mit unserer Zeitung spricht er über Loyalität, Erotikszenen und erklärt wieso er keine Angst vor Midlife-Crisis hat.
Herr Brandt, im neuen Film spielen Sie einen Mann, der seinen Freund anschwärzt, weil dieser Spendengelder unterschlagen hat. Würden Sie sich auch so verhalten?
Matthias Brandt: Ich wäre sicherlich nicht so ein Moralist, ich würde in fast allen Situationen anders reagieren als der von mir gespielte Andreas. Aber das trifft bei meiner Arbeit eigentlich auf fast alle Figuren zu, die ich spiele. Wenn ich ein Spiegelbild meiner selbst spielen müsste, würde ich mich langweilen, denn mich selber habe ich ja den ganzen Tag.
Es geht um das Thema Freundschaft und Loyalität. Haben Sie denn richtige Männerfreundschaften?
Brandt: Klar habe ich die, das ist auch wichtig. Allerdings habe ich weniger Männerfreundschaften, als es sein könnte, weil mein Beruf das nicht so leicht macht. Bei meiner Art zu leben ist es einfach schwieriger, als wenn man von Kindheit an immer in der gleichen Stadt wohnt. Freundschaften müssen ja gepflegt werden, die existieren nicht von alleine. Aber ich bemühe mich, die dann auch zu pflegen und zu behalten.
Wie schützt man sich in Ihrer Branche vor falschen Freunden?
Brandt: Kann man das überhaupt? Ganz kann man sich da glaube ich nie sicher sein, aber ich laufe ja auch schon ein paar Jahre durchs Leben, und eine gewisse Lebenserfahrung macht es leichter.
Ihr Vater Willy Brandt wurde ja Opfer eines Verrats. Interessiert das Thema Verrat Sie wegen dieses familiären Hintergrunds besonders stark?
Brandt: Ich finde nicht, dass das ein prägendes Thema meiner Familie ist. Ich glaube, in jedem aufregenden Leben gibt es auch Verrat. Aber dass ich aufgrund meiner Herkunft eine besondere Affinität zu dem Thema hätte, könnte ich wirklich nicht sagen.
In dem ARD-Drama geht es auch um die Krise in der Lebensmitte. Hatten Sie eine Midlife-Crisis?
Brandt: Ehrlich gesagt: Sinnkrisen haben mich in meinem Leben immer mal wieder eingeholt. Die sind nicht unbedingt an ein gewisses Alter gebunden. Aber ich denke mir, dass das Phänomen bei Menschen ausgeprägter ist, deren Leben linearer verläuft als meines. Dieses Gefühl, dass man eine gewisse Lebensroutine als Manko empfindet, dieses „Das kann doch nicht alles gewesen sein“ — dafür gab es in meinem Leben immer zu viele Änderungen.
Im Film haben Sie eine Erotikszene mit Katja Riemann. Sind Sie vor solchen Drehs aufgeregt?
Brandt: Wenn man diesen Beruf schon ein paar Jahre ausübt, gibt es relativ wenig, was einem noch nicht begegnet ist. Das Ganze ist ein professioneller Vorgang, ich mache mir da nicht so viele Gedanken — außerdem bin das in dem Moment ja gar nicht ich, sondern die Figur in der Geschichte. Und vom Erzählerischen her machte es Sinn, die Szene zu drehen. Andernfalls hätte ich mich vielleicht doch eher quergestellt.