Metalldiebe knacken Kölner Liebesschlösser

Täter-Quartett wollte die Schwüre von verliebten Paaren beim Schrotthändler zu Geld machen.

Köln. Zehntausende von kunterbunten Vorhängeschlössern zieren die Hohenzollernbrücke über den Rhein in Köln. Verliebte Paare haben sie dort angebracht, als Schwur für eine ewige Liebe. Doch der romantische Ort ist jetzt "entweiht" worden. Vier Männer wurden dabei beobachtet, wie sie in der Nacht einige der Liebesschlösser entfernten.

Einen der Frevel-Täter - einen 51-Jährigen - konnte die Polizei fassen. In seinem Fahrradkorb fanden die Beamten neben einem Bolzenschneider auch 18 Bügelschlösser. Seine drei Komplizen konnten auf ihren Rädern entkommen.

Bei der Vernehmung des Diebes kam heraus, dass nicht etwa Eifersucht oder das Rückgängigmachen eines zu voreilig gegebenen Liebesschwures die Triebfeder waren - nein: es ging um schnöden Mammon. Die Männer wollten das Metall beim Schrotthändler zu Geld machen. Viel wäre es sicher nicht geworden.

Der "Kölnischen Rundschau" rechnete Bundespolizei-Sprecher Frank Freund nämlich vor: "Für eine Tonne Stahl werden etwa 80 Euro gezahlt. Dafür hätten die Täter einige tausend Schlösser knacken müssen." Für den 51-Jährigen hat sich die Arbeit jedenfalls nicht gelohnt: Da beim Abschneiden auch der Zaun beschädigt wurde, wird gegen den Kölner nicht nur wegen Diebstahls, sonder auch wegen Sachbeschädigung ermittelt.

Der Liebes-Brauch in Köln ist gerade einmal zwei Jahre alt, er kam von Italien an den Rhein. An der Milvischen Brücke in Rom etwa hängen schon seit Jahrzehnten zahlreiche Schlösser. Dort hat die Last der "Luccetti d´Amore" sogar schon eine Brückenlaterne zum Einsturz gebracht.

Wie Mirko Uhlig, Volkskundler vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn, weiß, handelt es sich bei den Liebesschlössern um vielschichtige Symbole, die Anbringung sei ein komplexes Ritual: "Verliebte Paare gemeinsam ein solches Schloss an und werfen dann den Schlüssel in den Rhein. Das Ritual symbolisiert den Wunsch, dass die Beziehung nicht zerbricht, sondern ewig hält. Solche symbolischen Handlungen beruhigen die Seele in einer Zeit des schnellen Wandels."