Mexikos verzweifelter Kampf gegen die Drogen-Kartelle

Kriminalität: Der Einfluss der Verbrecherbanden reicht bis in die Gefängnisse. In einer Anstalt wurden sogar Häftlinge für Morde rekrutiert.

Mexiko-Stadt. Die Festnahme der gesamten Führung eines Gefängnisses im Bundesstaat Durango schockiert die mexikanische Gesellschaft. Denn die Direktion der Haftanstalt in Gómez Palacio ließ zu, dass eine Verbrecherorganisation Häftlinge rekrutierte und zu nächtlichen Mordtaten losschickte: mit Fahrzeugen und Waffen des Gefängnisses.

In mindestens drei Fällen attackierten die "Pistoleros" seit April dieses Jahres Bars in der Stadt Torreon und richteten dort Blutbäder an, mit Dutzenden Toten und Verletzten. Von der Polizei unerkannt verschwanden sie nach der Tat - in die Zellen ihres Gefängnisses.

Möglich wurde das, weil die Gefängnisdirektion die Verbrecherorganisation deckte. Aber auch die lokale Polizei ist in derartige Verbrechen involviert.

In den Gefängnissen Mexikos enden die kriminellen Handlungen nicht. Viele Mitglieder der Drogenkartelle und anderer organisierter Banden setzen ihre Aktivitäten von dort aus fort. Sie ordnen Entführungen und Morde an. Sie organisieren Erpressungen und den Handel mit Waffen, Drogen und Menschen. Gefängnisleitung, örtliche Polizei und lokale Verwaltungen werden bestochen oder durch Erpressung und Drohung gefügig gemacht.

In dem Wissen, dass die Kartelle viele Gebiete vor allem im Norden Mexikos kontrollieren und der Staat dort die Macht eingebüßt hat, schickte Präsident Felipe Calderón im Dezember 2006 die Streitkräfte in den Kampf. Doch der Feind ist unsichtbar. Er meldet sich mit schriftlichen Botschaften, die er auf Plakate kritzelt und an den Leichen befestigt. Seit 2006 sind mehr als 25000 Menschen getötet worden: Kriminelle, Zivilisten, Polizisten, Soldaten, Anwälte und Staatsanwälte.

Und Politiker. Besonders häufig werden Bürgermeister zur Zielscheibe. Aus Angst vor den Kartellen leben viele Bürgermeister und hohe Beamte diverser Städte Nordmexikos in den USA. Andere arbeiten mit den Drogenbanden zusammen. Auch die Medien geraten zunehmend ins Visier der Kartelle. Journalisten werden entführt, gefoltert und umgebracht.