Miet-Weihnachtsmann Willi seit 20 Jahren im Dienst
Celle (dpa) - Der Nordpol liegt auch in Niedersachsen. Denn wer den Weihnachtsmann sucht, kann zum Beispiel nach Celle fahren. Dort wohnt Willi Dahmen, der unverkleidet so aussieht, wie man sich den Weihnachtsmann in zivil vorstellt: groß, gemütlicher Bauch, weißer Rauschebart.
Schlüpft der 61-Jährige dann noch in sein rotes Kostüm samt Mütze, könnte man ihn wirklich für den Weihnachtsmann halten - wenn man denn noch an ihn glaubte. Die, die das tun, sind Dahmens Hauptzielgruppe - als Miet-Weihnachtsmann beschenkt er seit rund 20 Jahren Kinder. Und manchmal reist er auch mit Rentieren an.
„Bist du der echte Weihnachtsmann?“, fragt der kleine Justin mit großen Augen und blickt ehrfürchtig zu Willi Dahmen hoch. „Aber natürlich!“, ruft der und lacht den Siebenjährigen auf dem Celler Weihnachtsmarkt an. Dort ist Dahmen an einem Wochentag Anfang Dezember heiß begehrt, als er mit einem dicken roten Mantel, Glocke am Gürtel und braunem Geschenke-Sack über der Schulter durch die verwinkelte Altstadt läuft.
Dahmen ist einer von vielen Miet-Weihnachtsmännern in Deutschland. Wie viele Kollegen genau jeden Winter wie er unterwegs sind, kann er nicht schätzen. Vermittlungsagenturen gibt es einige, aus fast jeder Region finden sich Angebote im Internet. Das Berliner Studentenwerk vermittelt zum Beispiel Studenten als Weihnachtsmänner. 2012 hat das Werk nach eigenen Angaben rund 500 Santas auf Tour geschickt.
Seit rund sechs Jahren betreibt auch Dahmen eine Vermittlungsagentur. Mehr als 20 Hobby-Nikoläuse und Weihnachtsmänner arbeiten für ihn, rund 100 Aufträge seien 2013 geplant. Voraussetzung ist eine Schulung, denn Dahmen sind bestimmte Regeln wichtig.
Ein Weihnachtsmann dürfe etwa im Kostüm nicht rauchen. „Wie wirkt das denn auf die Kinder, wenn der Weihnachtsmann nach Rauch stinkt?“, meint Dahmen, der selbst Raucher ist. Da müsse man danach zumindest ein Pfefferminzbonbon lutschen. Und sehen dürften es die Kinder schon gar nicht. Dahmen nimmt sein Hobby ernst. „Man muss den Weihnachtsmann in sich tragen“, betont er. „Wenn's ums Geld geht, sehe ich rot.“ Wer den Job nur dafür mache, sei bei ihm falsch.
Besonders auf seinen Bart wird Dahmen immer wieder angesprochen - manche Kinder wollen gar daran ziehen. Seit Februar hat er den Bart nicht mehr rasiert, damit dieser zur Weihnachtszeit die richtige Länge hat. Von Wattebärten hält er nichts. „Was sollen die Kinder denn denken, wenn man noch die Gummibänder sieht?“, fragt Dahmen. Echter Bart ist Trumpf unter Miet-Weihnachtsmännern.
Mehr als ein Dutzend Auftritte hat Dahmen von Ende November bis Heiligabend. Seit Jahren nimmt er sich Urlaub, um seinem bezahlten Hobby nachzugehen - eigentlich arbeitet er in der Arbeitsagentur in Celle. In diesen Tagen aber verteilt er nun Geschenke - an Kinder direkt in den Familien oder in Kaufhäusern, an Angestellte auf Weihnachtsfeiern oder an Alte und Behinderte in Heimen. Letzteres mache er kostenlos, betont Dahmen.
Ansonsten nimmt er pro Stunde 50 bis 60 Euro. Oft fährt ihn seine Lebensgefährtin zu den Terminen. Wenn er in einer Familie auftrete, dauere das 15 bis 20 Minuten, erzählt der gebürtige Rheinländer. „5-Minuten-Auftritte gibt's bei mir nicht.“
Wie wichtig der Weihnachtsmann für viele Kinder ist, gefällt Dahmen am meisten. „Diese leuchtenden Augen!“, schwärmt er. Einmal sei er auch schon mit Rentieren zu einem Auftritt angereist.
Ein Weihnachtsmann sei außerdem auch immer eine Mischung aus Psychologe und Pädagoge. Ein Kind etwa habe immer bei den Eltern, aber nicht alleine schlafen wollen. „Der Weihnachtsmann muss es richten“, erzählt Dahmen und lacht. Nachdem er in dem Kinderbett probegelegen habe, wollte das Kind plötzlich nur noch dort schlafen.