Minenunglück: Zermürbendes Warten– noch bis Weihnachten?
Bohrung zu den Bergarbeitern soll vier Monate dauern.
Santiago de Chile. Auf der Maschine mit dem umständlichen Namen "Raisbore Strata 950" liegt die ganze Hoffnung. Das mehr als 30 Tonnen schwere Bohrgerät soll sich jeden Tag acht bis 15 Meter tiefer ins Erdreich graben, bis das unterirdische Verlies der Bergarbeiter in Chile erreicht ist.
Es könnte Weihnachten werden, bis die 33 Kumpel wieder die Sonne sehen. Bis dahin stehen die Männer unter einem enormen physischen und psychischen Druck. Möglicherweise wissen sie noch gar nicht, dass die Bergungsaktion in der Mine so lange dauern wird.
Rechnerisch würde es "nur" 46 bis 86 Tage dauern, bis der Bohrkopf im Stollen bei den Minenarbeitern ankommt. Der Schacht hätte dann aber nur einen Durchmesser von etwa 40 Zentimetern. Da würde vielleicht ein Kind, aber kein ausgewachsener Minenarbeiter durchpassen.
Deswegen klappt sich nach dem Durchbruch ein Bohrkopf aus, der sich rotierend nach oben schraubt und den Kanal auf 66 bis 70 Zentimeter ausweitet. Das dürfte reichen, um die Männer in einem Korb nach oben zu holen. Bis dahin werden 120 Tage veranschlagt. Ein Zeitraum, in dem die Kumpel - 32 Chilenen und ein Bolivianer - nicht zunehmen dürfen, sonst passen sie nicht durch die Öffnung. Sie sollen daher etwas Sport treiben.
Die seit 20 Tagen festsitzenden Bergleute richteten sich indes in ihrem Verlies ein. Anders als anfangs befürchtet, sind sie nicht in dem nur 52 Quadratmeter großen Schutzraum eingeschlossen. Sie können ein offenbar zwei Kilometer langes Tunnelsystem nutzen. Den Bereich haben sie in drei Zonen aufgeteilt: Essen, Schlafen und einen Bereich, in dem sie die Notdurft verrichten.
Über Sonden werden die Kumpel mit Wasser versorgt. Es kommen auch Spezialnahrungsmittel in Gel-Form und Medikamente an. Auch Zuspruch und moralische Unterstützung sind aus Sicht der Psychologen extrem wichtig. Der deutsche Astronaut Ulrich Walter sieht Parallelen zu einer monatelangen Weltraum-Mission. Nach spätestens einem Monat in einer Gruppe unter Stress drohe Streit, so Walter.