Missbrauchsprozess gegen Wuppertaler Schwimmtrainer geplatzt
Warum das Gericht Zweifel an den Vorwürfen gegen den Ex-Schwimmlehrer aus Wuppertal hat.
Kiel/Wuppertal. Der Verteidigung ist ein Coup gelungen, der Missbrauchs-Prozess gegen einen Schwimmtrainer des deutschen Olympia-Teams, früher Trainer in Wuppertal, ist geplatzt.
Statt des für Freitag erwarteten Urteils muss sich das mutmaßliche Opfer — eine junge Sportlerin — einem Glaubwürdigkeitsgutachten unterziehen. Der Prozess wird nun neu aufgerollt. Das Kieler Amtsgericht gab am zehnten Verhandlungstag dem Beweisantrag der Verteidigung statt.
„Es geht erst nächstes Jahr von neuem los“, sagt Gerichtssprecher Hans-Günter Meenke. Die Staatsanwaltschaft lehnte eine Stellungnahme ab. Bei der Verkündung des Beschlusses war die Öffentlichkeit, wie auch schon bei der gesamten Beweisaufnahme ausgeschlossen.
Die Erleichterung über den Erfolg stand der Kieler Strafverteidigerin Annette Marberth-Kubicki ins Gesicht geschrieben, als sie im Gerichtsflur die Überraschung verkündete. „Das Gericht hat endlich unserem Beweisantrag stattgegeben, ein aussagepsychologisches Gutachten zur Zeugin einzuholen“, sagte sie und verwies auf Unstimmigkeiten.
Laut Anklage soll sich der Mann, der früher Trainer beim SV Wuppertal war, insgesamt 18 Mal an der jungen Sportlerin vergangen haben, die er seit dem zwölften Lebensjahr trainierte. Vier Jahre später soll er die Jugendliche das erste Mal bei einem Kreta-Urlaub 2004 missbraucht haben, zuletzt 2006. Staatsanwältin Veronika Stoltz-Uhlig listete die schweren Vorwürfe zum Prozessstart am 14. August detailliert auf.
Während der Verhandlungstage bekamen Prozessbeobachter auf dem Gerichtsflur zum Fortgang des Verfahrens nur hin und wieder Hinweise — vor allem, wenn es weitere Beweisanträge der Verteidigung gab. Während das Schöffengericht unter Juliane Schroeter darüber beriet, zogen sich Verteidigung, Angeklagter und dessen Mutter in eine der Sitzgruppen im Flur zurück — zu Taktik-Besprechungen.
Nicht nur für den Angeklagten bleibt jetzt der Druck des Verfahrens bestehen. Auch das mutmaßliche Opfer dürfte unter der Belastung massiv leiden. Für die junge Frau zieht sich die Sache seit Jahren hin. Sie hatte 2009 Anzeige erstattet. 2011 schließlich erhob die Staatsanwaltschaft Anklage am Amtsgericht. Dem Trainer drohen bei einem Schuldspruch bis zu vier Jahre Haft.