Mit 13 Jahren auf den Everest
Ein Teenager aus Kalifornien will jüngster Bezwinger des höchsten Berges der Welt werden.
Los Angeles. "Es geht los. Heute beginnt die Fahrt zum Everest-Basecamp," steht auf der Homepage des 13-jährigen Jordan Romero. Allein die Reise von Kathmandu in Nepal zum Fuß des höchsten Berges der Welt ist ein Abenteuer, von dem Teenager gewöhnlich nur träumen. Doch der junge Kalifornier meint es ernst: Er will als jüngster Bezwinger des 8846 Meter hohen Berges in die Geschichte eingehen.
Kurz vor Beginn des Abenteuers grinst der Schüler aus Big Bear Lake, einem Bergort östlich von Los Angeles, noch in die Fernsehkameras. Er wolle andere Kinder anspornen, Sport zu treiben, erzählt der Lockenkopf dem US-Sender CNN. "Aber ein bisschen tue ich das auch für mich, um etwas Großes zu machen." Schließlich hat Jordan schon fünf der "Seven Summits" - die höchsten Berge der sieben Kontinente bestiegen.
Als Zehnjähriger stand er auf dem Gipfel des Kilimanjaro in Afrika (5892 Meter) und dem Mount Kosciuszko (2230 Meter) in Australien. Mit elf Jahren bezwang er den Elbrus in Europa (5642 Meter), den Aconcagua in Südamerika (6959 Meter) und den Mount McKinley in Nordamerika (6194 Meter). Nach dem Everest würde nur der Mount Vinson in der Antarktis fehlen. Den 5140 Meter hohen Berg hat sich Jordan für Dezember vorgenommen. Schafft er sein Ziel, so würde er als jüngster Bezwinger aller sieben Gipfel einen weiteren Rekord aufstellen.
Zweifel an dem Everest-Vorhaben seines Sohnes weist Paul Jordan zurück. "Der obere Teil des Berges ist buchstäblich ein Friedhof", räumte der Alpinist in einem Interview mit dem Sender CBS ein. "Aber ich habe hier einen starken jungen Mann, dem ich mehr vertraue als vielen professionellen Athleten, mit denen ich arbeite", meint der Kalifornier. "Natürlich ist es gefährlich auf dem Everest", pflichtet der Junge bei. "Aber ich will mein Bestes geben."
Die Massenbesteigung des Giganten gerät mehr und mehr in die Kritik: Während zwischen der Erstbesteigung 1953 und 1979 nur 99 Menschen den Gipfel erreichten, verdoppelte sich die Zahl der Gipfelstürmer allein zwischen 1980 und 1985. Vor allem unerfahrene Bergsteiger "kaufen" sich Hilfe in Form von Sherpas, die die Lasten für die Kletterer nach oben tragen, sowie kommerzielle Führungen. Die Routen zum Gipfel sind übersät von Leichen. Mehr als 200Kletterer sind auf dem Bergriesen bereits ums Leben gekommen. Haupt- Todesursachen: Abstürze, Erfrierungen, Erschöpfung, Höhenkrankheit und Lawinen.
Jordan fühlt sich dennoch gut für das Abenteuer gerüstet. Zum täglichen Training gehörte Laufen mit einem schweren Rucksack und einem Reifen, den er als Gewicht hinter sich herzog. In einem "Höhenzelt" im Kinderzimmer gewöhnte er seinen Körper während des Schlafens an die Sauerstoffknappheit in der Höhe.
Den Rekord als jüngster Mensch auf dem Everest hält bisher Ming Kipa, eine Sherpa, die 2003 bei ihrem Gipfelsieg 15 Jahre alt war. Sie hatte den 16 Jahre alten Temba Chiri als Rekordhalter abgelöst, der 2001 mehrere Finger durch Erfrierungen verlor.
Jordan wird von seinem Vater und seiner Stiefmutter bis zum Gipfel begleitet. Mitte Mai soll es ernst werden - bis dahin bleibt die Familie in Tibet, um sich "zu akklimatisieren". Die Zeit will sich Jordan mit DVDs und Hausaufgaben vertreiben. "Wenn ich nicht gerade Berge besteige, dann bin ich wie jeder andere 13-Jährige", versichert Jordan. Im Sommer verbringe er die freie Zeit auf dem Rad oder mit Laufen.
Doch der Teenager hat nach den "Seven Summits" bereits das nächste Ziel vor Augen. Er will den jeweils höchsten Berg in allen 50 US-Bundesstaaten erklimmen.