Mit dem Fahrrad auf Weltreise

Zwei Radler verbrachten fast drei Jahre im Sattel und legten knapp 50 000 Kilometer zurück.

Herford. Anfangs war es ein Traum, eine verrückte Idee. Nach China wollten sie radeln, auf dem Weg möglichst viele Länder und Kulturen erleben — eine Auszeit, Sinnsuche nach dem Studium. Am Ende umrundeten Nicole Franke aus dem nordhessischen Frielendorf und Tobias Pieper aus dem nordrhein-westfälischen Enger bei Herford mit dem Fahrrad die Welt.

Neben Europa und Asien bereisten sie Australien und Amerika, durchquerten 31 Länder. Nach 49 263 Kilometern und 78 Mal Reifenflicken sind die beiden am Wochenende wieder am Ausgangspunkt ihrer Reise eingetroffen — in ihrem Studienort Oldenburg in Niedersachsen.

Bei blauem Himmel und frostigen Temperaturen erwarteten Familie und Freunde die beiden Abenteurer sehnsüchtig. Bei der Begrüßung flossen Freudentränen — fast drei Jahre nach dem Aufbruch des jungen Paares war die Wiedersehensfreude immens. „Mir fehlen die Worte vor Glück“, sagte Nicoles Mutter Bärbel Franke (54). Auch ihre 28-jährige Tochter und deren Freund zeigten sich überwältigt vom Empfang. Zugleich sei ihm mulmig zumute, gab der 31-Jährige Tobias Pieper zu: „Das Leben, was man drei Jahre lang gelebt hat, ist nun vorbei.“

Es war ein Leben als Radnomaden, wie die beiden sich gern nannten — einfach und überschaubar. Täglich entdeckten sie Neues und Unbekanntes, genossen die permanente Abwechslung. „Dabei war das schönste Erlebnis wohl die Gastfreundschaft auf der ganzen Welt“, resümiert Nicole Franke, die wie ihr Freund Landschaftsökologie studiert hat.

Häufig hätten ihnen Fremde Essen, ein Bett oder einen Platz zum Zelten angeboten. „Negativ ist sicher die Beobachtung, dass sich der Mensch auf diesem Planeten sehr dominant und rücksichtslos in Bezug auf Natur und Umwelt verhält.“

Jetzt träumen die beiden Weltenbummler von einem Hof, wo sie sich mit Obst und Gemüse selber versorgen wollen. „Wir haben erlebt, dass wir einfach leben können“, sagt Pieper. Zwei Jahre und neun Monate lang zehrte das Paar überwiegend von Erspartem, jobbte zwischendurch und ergänzte mit Hilfe einiger Sponsoren die Ausrüstung.

Heiligabend 2010 verbrachten die Weltenbummler in Neuseeland, 2009 zelteten sie auf einem Sportplatz in Vietnam, saßen mit Nudeln und Bier am Bambus-Lagerfeuer. Nun freuen sie sich auf ein Fest im Kreis ihrer Familie.