Mittelalterspektakel in Köln: Fühlinger See wird zum Ritterlager
Festival: Spectaculum lockt 25000 Besucher am Wochenende an den Fühlinger See.
Köln. Es ist wie eine kleine Zeitreise, wenn man die Eingangskontrolle am Fühlinger See passiert. Während rauflustige Ritter den Besten unter sich ausmachen, bereiten die Frauen im Heerlager das Essen in großen Kesseln über dem offenen Feuer zu. "Bei uns gibt es heute einen Kohltopf mit Speck. Der war im Mittelalter sehr beliebt", sagt Daniele Fechteler, die mit ihre Pilgergruppe "Peregrinus Nobilis" aus Brüssel angereist ist. Ihr Lager gibt einen guten Einblick ins 12. Jahrhundert inklusive Schlafgemach, Esszimmer und Scriptorium. "Wir legen viel Wert darauf, alles authentisch zu präsentieren. Um das zu schaffen, wird den ganzen Winter hindurch gebaut und geplant", sagt die gebürtige Kölnerin.
Seinen Nachwuchs mitgebracht hat Ritter Sebastian Paeßens aus Köln. Stilecht bis zum Filzschnuller blickt der kleine Friedrich vom Arm seines Vaters auf das bunte Treiben am See. "Für mich ist so ein Festival der komplette Ausstieg vom Alltag. Man wechselt einfach die Epoche", sagt der Heilerziehungspfleger. Seinen edlen Waffenrock hat er sich auf den Leib schneidern lassen und das Wappen auf seiner Brust selbst entworfen. "So ein Fest ist entspannend und anstrengend zugleich", berichtet der Mann im Kettenhemd, der seit sechs Jahren Mitglied in einer Ritterschaft ist.
Während zweijährige Friedrich und seine Familie sich dem Ritterturnier zuwenden, machen es sich Sabine Ludwig und ihre Tochter Jana im Zelt gerade gemütlich. "Wir sind eine Wikinger-Gruppe, die mehrheitlich aus Frauen besteht. Wir haben keine Waffen, dafür gibt es eine tolle Küche", sagt die Wuppertalerin schmunzelnd.
Für die Vermessungstechnikerin der Stadtverwaltung ist das Mittelalter eine gute Möglichkeit, den Büroalltag komplett hinter sich zu lassen. "Hier gibt es keinen Computer, bei dem man ständig Mail abfragen muss. Am schönsten ist es abends, wenn nur noch Fackeln und die Lagerfeuer brennen", schwärmt Ludwig.
Eine besondere Rolle hat sich Lorenzo Fiure ausgesucht. Er ist als Scharfrichter mit großem Beil unterwegs. "Mich interessieren die Außenseiter mehr als die Protagonisten. Als Henker durfte man in der Taverne mit den anderen Menschen nicht am gleichen Tisch sitzen und bekam sogar einen eigenen Bierkrug", erklärt der Kölner. Seine Ausrüstung lässt er von seiner Frau nach Abbildungen in alten Büchern schneidern und auch die Richtaxt wurde nach seinen Wünschen angefertigt. Insgesamt waren am Wochenende 1200 Akteure und 31 Künstlergruppen sorgen beim Mittelalterlichen Spectaculum im Einsatz.