Modewoche Berlin: Bohlen schwebt im Helikopter ein
Berlin (dpa) - Die Rotorblätter knattern, es gießt in Strömen, die Fashion Week steuert einem VIP-Höhepunkt entgegen. Dieter Bohlen, das TV-Lästermaul der Nation, landet im Helikopter am Berliner Olympiastadion.
Die durchnässten Fotografen fluchen.
„Er steigt auf der anderen Seite aus!“ Es folgt ein kollektiver Sprint zum roten Teppich. Blitzlicht, Bohlen grinst und lüpft kurz das Hemd, sein gebräunter Bauch ist zu sehen. „Eine Frage zur Situation auf Mallorca!“, ruft ein Fotograf.
Die wird am Donnerstagabend nicht beantwortet. Dafür steigt der 58 Jahre alte Fernsehjuror wie ein Maskottchen auf die Bühne und eröffnet die Show der Marken Camp David und Soccx. Im Publikum tummeln sich verwirrender Weise viele Männer, die von fern aussehen wie Bohlen: Sie tragen Jeans und bunte Hemden mit großflächiger Aufschrift.
„Das ist Paul!“: Einige Frauen auf der Tribüne gackern, als sie den „Bachelor“ aus der gleichnamigen Fernsehshow entdecken. Im Olympiastadion freuen sich die Gäste noch mehr als die abgeklärten Fashionistas im Modezelt an der Siegessäule, wenn sie Promis sichten. „Naddel ist größer und würde wahrscheinlich nicht neben Bohlen stehen“, rätselt ein Zuschauer über eine Besucherin im VIP-Bereich.
„Germany's Next Topmodel“-Siegerin Luisa Hartema und ihre Kolleginnen führen derweil sportliche Mode mit Sylt-Faktor vor, zum Beispiel rosa verwaschene Hosen mit einem neongelben Tuch kombiniert. Tänzer wirbeln über die Bühne, Gewitterblitze zucken über den Nachthimmel. Als das Feuerwerk verloschen ist, sagt Ex-Fußballer Thomas Helmer über die Show: „Ich finde, die haben das super gemacht - Hut ab.“ Auch Ex-Schauspielerfrau Natascha Ochsenknecht ist da. Auf der Gästeliste wird sie als „Autorin“ geführt. Ihr Buch heißt „Augen zu und durch“.
Ähnlich hält es offensichtlich gerade der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, der nach der Flughafen-Verzögerung von schlechten Umfragen verfolgt wird. Die Zeitung „B.Z.“ rechnet am Freitag vor, wie oft der SPD-Politiker diese Woche auf der Fashion Week war: neunmal, „auch nachts“. Dem kann man entgegenhalten, wie viel Geld die Modewoche in die klamme Stadt spült. Um die 120 Millionen Euro Umsatz sollen es sein.
Auch bei der Show von Guido Maria Kretschmer am Donnerstagabend sitzt Wowereit (im Karohemd mit leuchtend blauer Hose) in der ersten Reihe. „Berlin ist eine internationale Modestadt mit einem eigenen Stil, mit eigenen Kombinationen“, findet er. „Die Stadt ist voll, besser kann es nicht gehen.“ Wowereit macht es wie die Fashion-Week-Profis. Zwischen den Schauen von Hugo Boss und Kretschmer wechselte er das Outfit. Lieblingsteile habe er auch im Kleiderschrank: „Man hat so bestimmte Sachen, in denen man fast wohnt.“
Bei Kretschmer lief ebenfalls ein ProSieben-„Topmodel“ mit: Sara Nuru. Farblich setzt der Designer, der sich von einer Ägyptenreise inspirieren ließ, im kommenden Sommer auf helle Töne wie Beige, Champagner und Altrosa. Die Abendkleider sind schwarz, tiefblau oder leuchten hibiskusrot. Überrascht war das Publikum von den für Bundesliga-Meister Borussia Dortmund entworfenen Puma-Kreationen. Bevor die Laufstegschauen am Samstag enden, lud Lokalmatador Michael Michalsky am Freitagabend zur Show ins Tempodrom. Vielleicht lässt sich Wowereit auch dort blicken.