Mordprozess gegen deutschen „Rockefeller“ eröffnet
Los Angeles (dpa) - Der Mordprozess gegen einen deutschen Hochstapler, der sich über Jahre hinweg als „Rockefeller“ ausgegeben hatte, ist in Los Angeles angelaufen. In seinem Plädoyer stellte Staatsanwalt Balian den Christian Karl Gerhartsreiter (52) als kaltblütigen Mörder dar, der die Tat genau geplant habe.
Das berichtete die Zeitung „Boston Globe“. Das Verfahren kann bis zu sechs Wochen dauern. Im Falle eines Schuldspruchs drohen Gerhartsreiter 26 Jahre bis lebenslange Haft.
Der Deutsche war 2011 angeklagt worden, vor 28 Jahren den Sohn seiner Vermieterin getötet zu haben. Gerhartsreiter lebte in den 80er Jahren unter dem Namen Christopher Chichester in Kalifornien.
John Sohus (27) und seine Frau Linda waren 1985 spurlos verschwunden. Die Leiche des Mannes wurde neun Jahre später bei Bauarbeiten im Garten seines Elternhauses gefunden, sie konnte erst 2008 mit neuen DNA-Methoden identifiziert werden. Von der Frau fehlt weiter jede Spur.
Ankläger Balian zeigte am Montag vor Gericht Fotos von mehreren Plastiktüten mit den ausgegrabenen Überresten. Den Gerichtsmedizinern zufolge wies die Leiche schwere Kopfverletzungen und Stichwunden am Oberkörper auf.
Über Gerhartsreiter sagte Balian laut „Boston Globe“, der Deutsche habe in Kalifornien mit falscher Identität Zugang zu reicheren Kreisen gesucht. Nach dem Verschwinden des Paares habe er sich aus Kalifornien abgesetzt und unter anderem Namen an der US-Ostküste ein neues Leben begonnen.
2008 wurde der Deutsche in Boston (US-Staat Massachusetts) zu vier Jahren Haft verurteilt. Er hatte seine damals siebenjährige Tochter nach einem Sorgerechtsstreit entführt. Gerhartsreiter lebte dort unter dem falschen Namen „Clark Rockefeller“ und kam so erneut ins Visier der Behörden.
In dem Mordprozess könnten bis zu 100 Zeugen aussagen, darunter Polizisten, Kriminologen und frühere Freunde des Angeklagten. Eine Jury von sieben Frauen und fünf Männern wird über den Fall entscheiden.