Morgens Schule, nachmittags Chef

Porträt: Der 17-jährige Michael Sauer aus Neuss gründete 2006 eine eigene Firma. Erst wollte er nur ein Heimkino, jetzt macht er 20 000 Euro Umsatz im Monat.

<strong>Neuss. Mit elf Jahren wünschte sich Michael Sauer aus Neuss ein Privatkino für sein Zimmer. Weil ihm die 3500 Euro dafür fehlten, begann er, über Auktionshäuser im Internet Computerhardware zu verkaufen. Mit 15 konnte er sich die ersehnte Riesenleinwand samt roter Kinosessel leisten, drei Monate darauf gründete er seine Firma ct-welt. Heute, mit 17 Jahren, macht er mit dem Verkauf von Computern, Beamern und Stereoanlagen einen monatlichen Umsatz von 20 000 Euro - im Halbtagsjob, denn morgens geht er zur Schule. "Mein Arbeitstag beginnt erst um 14 Uhr", sagt er. Bis 18 Uhr ist Sauer im Büro, danach geht er einem seiner Hobbys nach: Segelfliegen, Marathon, Schwimmen. Er kommt nicht vor zehn oder elf Uhr nach Hause, dann macht er Hausaufgaben, selten ist er vor ein Uhr im Bett. Das sei stressig, aber er habe sich daran gewöhnt: "Die Arbeit macht mir Spaß, ich könnte gar nicht mehr darauf verzichten." Nur am Wochenende tut Michael Sauer das, was andere 17-Jährige auch tun: mit seinen Freunden feiern gehen. "Das möchte ich auch, dann kann ich alles rauslassen", sagt er.

Sauers Mitarbeiter sind beinahe zehn Jahre älter als er

Er wirkt souverän, sympathisch und überhaupt nicht überheblich. Besucher in der Wohnung seiner Mutter begrüßt er auf Socken, bleibt aber ganz Geschäftsmann. Wenn er erzählt, wie er sich damals als 15-Jähriger erst eine gerichtliche Bescheinigung besorgen musste, damit er auch als Minderjähriger ein Gewerbe anmelden durfte. Oder dass er mit seinen zwei Mitarbeitern (26 und 23 Jahre) öfter mal was trinken geht, "damit das Arbeitsklima stimmt".

Für sein Unternehmen hat sich der Neusser ein Büro und Lagerräume in Langenfeld angemietet. Seine Strategie: "Service trotz günstiger Preise." Kunden können zum Beispiel Dinge reklamieren, auch wenn sie ihre Rechnung verloren haben. Ct-welt bietet zudem Webgestaltung und Videobearbeitung bei Hochzeiten an. Demnächst will Sauer Catering und Veranstaltungstechnik dazu organisieren und in den Eventbereich einsteigen.

Sauers Karriere klingt wie ein Cyberspace-Märchen, und so glauben ihm Gleichaltrige auch oft nicht, dass er eine eigene Firma hat. Doch Michael Sauer sagt, er habe sich schon als Siebenjähriger für Wirtschaft interessiert. Auf dem Trödelmarkt dachte er: "Oh, die verkaufen Sachen, die verdienen bestimmt viel Geld." Mit seinem Kaufmannsladen übte er schon mal. Später informierte er sich, wie Großunternehmer à la Bill Gates es geschafft haben, ihr Imperium aufzubauen.

Dieses Jahr schließt Sauer das Neusser Berufskolleg für Technik und Informatik ab, nach seinem Abitur in drei Jahren will er Wirtschaftsmanagement studieren. Bis dahin spart er seine Gewinne für die Firma. Sein Ziel: "Ich möchte nicht Millionär werden oder so, sondern ein sehr großes Unternehmen aufbauen und anderen Leuten Arbeitsplätze geben."

Familie: Die Begeisterung für Wirtschaft ist bei Michael Sauer familiär bedingt: Seine Mutter ist Finanzbuchhalterin, die Schwester (31) ist Steuerberaterin und kümmert sich um die Buchhaltung von ct-welt.

Hobby: Der kinobegeisterte Sauer dreht auch selbst Filme. im Intertnetportal Youtube kann man sich den Film "Final Reaction" über den Neusser Schwimmverein ansehen.