Muammar al Gaddafi: Der bizarre Visionär
Muammar al Gaddafi, Libyens Staatschef, lässt sich von Stammesführern gern "König der Könige" nennen. Nun wurde er, von Kopf bis Fuß in goldene Tücher gehüllt, für ein Jahr zum Vorsitzenden der Afrikanischen Union (AU) gewählt.
Der 66-Jährige kündigte umgehend an, Großes zu leisten: die Gründung der "Vereinigten Staaten von Afrika".
Drei-Tage-Bart, ungekämmte Mähne - "König" Gaddafis Auftritt auf dem AU-Gipfel in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba war wie gewohnt etwas bizarr. Auch inhaltlich hatte der "Revolutionsführer" Überraschendes zu bieten.
Die Piraterie vor der Küste Somalias, so ließ er wissen, sei lediglich "Selbstverteidigung gegen gierige Nationen des Westens". Die will er künftig sowieso zur Kasse bitten. Mit einer Entschädigungsklage sollen Ex-Kolonialmächte zu Zahlungen gezwungen werden, zudem soll der Einfluss Afrikas im UN-Sicherheitsrat vergrößert werden.
Während er für letztgenanntes Anliegen Unterstützung bei den 53 AU-Mitgliedern fand, löste seine größte Vision nur Kopfschütteln aus: Ein afrikanischer Staatenbund nach dem Vorbild der Europäischen Union ist für die meisten Staatschefs ziemlich schräge Zukunftsmusik.