Musikalischer Pfarrer: „Ich singe auch mal Andrea Berg“
Pfarrer Friedhelm Dauner bringt seine mittlerweile elfte Musik-CD heraus. Viel Scheu vor Schlagern hat er nicht.
Gersfeld. Katholische Pfarrer gelten nicht als die größten Entertainer unter der Sonne. Der singende und musizierende Pfarrer Friedhelm Dauner (68) sticht deshalb aus dem Berufsstand heraus.
Der Geistliche aus dem osthessischen Gersfeld im Landkreis Fulda ist im Namen des Herren im Musikgeschäft unterwegs — und als Spendensammler. Sein Talent stellt er in den Dienst von karitativen Projekten.
Pfarrer Dauner, seit 27 Jahren in Gersfeld, aufgewachsen in Leverkusen, lacht gerne. Er erzählt auch gern Witze über Kölner und Düsseldorfer. Noch besser aber macht er Musik. In 18 Jahren hat er bereits zehn CDs herausgebracht. Im Oktober ist sein elftes Album unter dem Titel „In der Tiefe“ erschienen. In einer Auflage von 3000 Stück.
Die Einnahmen aus den Verkäufen — bislang rund 92 000 Euro für alle Alben — steckt er sich aber nicht in die Tasche. Er spendet für ein Jugendzentrum in Bolivien. Mit den Erlösen aus seinem aktuellen Album wird er die Schallmauer von 100 000 Euro an Spenden durchbrechen. „Ich hätte nie gedacht, dass das alles so erfolgreich wird.“
Pfarrer Dauners ruhiger Bibel-Pop orientiert sich an religiösen Inhalten und geht in eine spirituelle Richtung. „Die Texte sind wie Predigten, nur auf musikalische, unterhaltsame und berührende Weise“, sagt der Pfarrer. Unter seinen Lieder hat er aber auch Stücke mit Rumba- oder Reggae-Rhythmus wie etwa bei „Ihr seid das Salz dieser Erde“.
Auf der aktuellen CD sind 13 Lieder und zwölf Meditationen. Seine Liedtexte findet er in Büchern. Zahlreiche Zeilen stammen aus der Feder von Detlev Block, einem evangelischen Pfarrer im Ruhestand. Damit es nicht zu angestaubt zugeht, nimmt er auch Anleihen bei Udo Jürgens, Bob Dylan oder Florian Silbereisen.
Dauner hat Musik im Blut. „Ich singe bei Pfarrfesten, auch mal Andrea Berg, schnappe mir das Mikro und gehe zu den Zuschauern.“ Er gibt Konzerte — „alles ehrenamtlich, es gibt nur Fahrtgeld“ — und tritt beim örtlichen Fußballverein auf. Zugang zum Singen bekam er durch seine musikalische Familie.
Nicht sofort ein Fan war der frühere Fuldaer Bischof Adolf Bolte. Er habe Dauner zunächst verboten, in einer Tanzmusik-Gruppe aufzutreten. Mittlerweile komme die Musik aber gut an beim Bistum. „Ich bekomme positive Resonanz“, sagt Dauner: „Die Musik spricht womöglich Leute an, die längst mit der Kirche abgeschlossen haben.“
Pfarrer Dauner bekommt inzwischen sogar Fan-Post. Während er im Wohnzimmer des Pfarrhauses sitzt und seinen Dackel auf dem Schoß krault, blättert er in den Zuschriften. Sie füllen eine ganze Mappe. Eine Pflegeheimmitarbeiterin schrieb ihm, sie sei zu Tränen gerührt gewesen, als sie „Ich bin bei dir. . .“ gehört habe.
Putzig fand Dauner den Brief eines 13-Jährigen aus Frankfurt: Vor Klassenarbeiten sei er immer nervös gewesen, berichtete ihm der Junge. Seit seine Mutter ihm vorher aber ein paar Lieder zur Beruhigung vorspiele, schreibe er bessere Noten.