Mehrfacher Mord Mutmaßlicher Täter von Utrecht gesteht Anschlag
Utrecht · Ein Mann schießt in einer Straßenbahn um sich. Drei Menschen sterben. Die Tat schockt die Niederlande. War es Terror? Hatte der Täter psychische Probleme?
Vier Tage nach den tödlichen Schüssen in Utrecht hat sich der Hauptverdächtige zu der Tat bekannt. „Ja, ich habe es getan“, sagte er dem Haftrichter am Freitag in Utrecht. Er habe allein gehandelt, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mit. Doch das Motiv des 37-Jährigen bleibt weiter unklar. Einzelheiten zu dem Geständnis nannte die Staatsanwaltschaft nicht. Sie legt dem Mann mehrfachen Mord oder Totschlag mit terroristischem Motiv zur Last. Außerdem wird er des versuchten Totschlags und der Bedrohung ebenfalls mit terroristischem Motiv beschuldigt.
Gökmen T. hatte am Montag in einer Straßenbahn in Utrecht um sich geschossen. Drei Menschen waren getötet und drei weitere schwer verletzt worden. Die Tat hatte die Niederlande schwer geschockt. Am Tatort, dem Platz des 24. Oktober, im Utrechter Viertel Kanaleneiland legten hunderte Menschen Blumen nieder und zündeten Kerzen an. In Moscheen gedachten Gläubige in Freitagsgebeten der Opfer.
Am Abend wurden tausende Menschen zu einem Schweigemarsch in Utrecht erwartet. Auch Ministerpräsident Mark Rutte, der Justizminister sowie die Bürgermeister der vier großen Städte des Landes kündigten ihre Teilnahme an.
Terrorverdacht stützt sich auf Brief im Fluchtauto
Bei dem Verdacht eines terroristischen Motivs stützt sich die Staatsanwaltschaft auf ein Schreiben, das im Fluchtauto gefunden worden war. Das Schreiben war nicht veröffentlicht worden. Auch die Art der Tat könnte auf einen Terror-Anschlag hinweisen, erklärte die Staatsanwaltschaft: Schüsse an einem öffentlichen Ort, viele Opfer und möglichst viel Terror verbreiten.
Allerdings untersuchen die Ermittler auch, ob das Motiv in psychischen Problemen des Täters liegt, „kombiniert mit einer radikalisierten Ideologie“. Die Staatsanwaltschaft ordnete ein psychiatrisches Gutachten des Mannes an.
Es gab zunächst auch Gerüchte, es könnte sich um eine schreckliche Beziehungstat handeln. Dafür fand die Polizei bislang keine Bestätigung. Täter und Opfer kannten sich nicht.
Der 37-Jährige Gökmen T. ist in der Türkei geboren und für die Polizei kein Unbekannter. Er hat bereits zahlreiche Vorstrafen. Zuletzt war er wegen Vergewaltigung und Misshandlung angeklagt worden. Dennoch war er vor gut zwei Wochen vorläufig aus der U-Haft entlassen worden.
Bekannte und Angehörige beschreiben ihn als labil und psychopathisch. Vor allem in Perioden, in denen er Drogen nahm, sei er aggressiv gewesen. Hinweise, dass er radikalisiert war oder ein Dschihadist, hatten weder Angehörige noch Bekannte. Die Untersuchungshaft des Hauptverdächtigen wurde um die maximale Dauer von weiteren zwei Wochen verlängert.
Ein 40-jähriger Mann, der am Dienstag festgenommen worden war, wurde nun wieder aus der Haft entlassen. Er steht nicht mehr unter Verdacht.