Nachruf: Ted Kennedy - Der „Löwe“ brüllt nicht mehr

Der jüngste Bruder von JFK ist tot. Als Senator kämpfte er für die sozial Schwachen. Als Polit-Ikone verhalf er Obama zum Aufstieg.

Washington. Er war ein politisches Schwergewicht, ein Vorkämpfer für die sozial Schwächeren und der letzte Vertreter einer Familie, die als Amerikas Antwort auf europäischen Adel galt. Nun ist Edward Kennedy, der den Beinamen "der Löwe" trug, gestorben.

Er erlag am Mittwoch im Alter von 77Jahren auf der Urlaubsinsel Martha’s Vineyard vor der Südküste Massachusetts den Folgen eines Gehirntumors. Präsident Obama würdigte Kennedy als "den größten Senator unserer Zeit".

Als jüngster von vier Söhnen des steinreichen irischen Einwanderers Joseph P. Kennedy war "Teddys" Laufbahn vorgezeichnet. Nach einem Jurastudium an der Universität von Harvard arbeitete er während der Präsidentschaftskampagne seines Bruders John als Wahlkampfhelfer.

Nach JFKs Wahlsieg trat der erst 28-jährige Edward als demokratischer Kandidat in einer Sonderwahl an, die über die Nachfolge des neuen Präsidenten im Oberhaus des US-Kongresses entscheiden sollte. Der jüngere Bruder feierte einen Erdrutschsieg und diente seit 47 Jahren ununterbrochen als Senator aus Massachusetts.

Er wirkte maßgeblich an über 300 Gesetzen mit, die allesamt darauf abzielten, sozial Schwächeren eine Chance zu geben. Unter anderem kämpfte er für Einwanderungsreformen, bessere Krankenversorgung für Ältere und Behinderte, die steuerliche Entlastung der Ärmeren und führte eine Kampagne gegen Rassendiskriminierung.

Nicht einmal seine schwere Erkrankung konnte Ted daran hindern, seiner Leidenschaft nachzugehen und Einfluss auf Amerikas Politik auszuüben.

Drei Monate, nachdem im Mai 2008 ein Gehirntumor festgestellt worden war, trat Kennedy vergangenen Sommer, auf Krücken humpelnd, beim demokratischen Parteitag in Denver auf. Dort sprach er jenem Mann das Vertrauen aus, den er zuvor mit seinem älteren Bruder John verglichen hatte: Barack Obama.

Seine politischen Errungenschaften wurden immer wieder von jenen Tragödien überschattet, wie sie typisch waren für den mächtigen Kennedy-Clan. Nachdem sein ältester Bruder Joseph und Schwester Kathleen bei Flugzeug-Abstürzen ums Leben gekommen waren, fielen JFK und Robert Attentaten zum Opfer.

Vor zehn Jahren trauerte die Familie dann um den Hobbypiloten JFK Junior, der ebenso wie seine Verlobte beim Absturz eines Privatfliegers starb.

Ted Kennedy war stolz, wenigstens als "Präsidentenmacher" in die Geschichtsbücher einzugehen. Als Hillary Clinton bei den demokratischen Vorwahlen noch als Favoritin galt, stellte sich der Senator überraschend hinter Obama.

Damit kam es zur entscheidenden Wende in der Wählergunst. Teddy hatte den Weg bereitet für den historischen Sieg des ersten afro-amerikanischen Präsidenten.