„Nackte Kanone“-Star Leslie Nielsen ist tot

New York (dpa) - Ausgerechnet der Mann, der den vielleicht trotteligsten Polizisten der Kinogeschichte spielte, war selbst Polizistensohn: Leslie Nielsen, 1926 in einem der rauesten Teile Kanadas geboren, spielte schon als junger Mann Hauptrollen.

Zum Star wurde er aber erst mit „Die nackte Kanone“ - in einem Alter, in dem andere an Ruhestand denken. Am Sonntag ist Nielsen mit 84 Jahren gestorben.

Seinen frühen Hang zur Schauspielerei erklärte Nielsen selbst einmal mit seiner Herkunft: „150 Kilometer vor dem Polarkreis, vier Monate bitterster Winter mit minus 50 Grad, alles, was man sieht, ist Schnee. Da beginnt man irgendwann, mit sich selbst zu reden. Ich glaube, das war der Anfang meiner Schauspielerkarriere.“ Ein bisschen waren es vielleicht auch die Gene, denn sein Halbonkel Jean Hersholt war ein gefeierter Filmstar, unter anderem als „Almöhi“ in der „Heidi“-Verfilmung mit Shirley Temple.

Nielsen studierte Schauspiel in Toronto und New York. Mit seinem vollen, dunklen Haar war der große Kanadier wie geschaffen für Heldenrollen. „Vielleicht war es mein kanadischer Akzent, der mich für die Führerrollen so geeignet erschienen ließ“, sagte er später. Und so waren es Raumschiffkapitäne und Starreporter, Piloten und Fremdenlegionäre, Offiziere und Astronauten, denen Nielsen die größtmögliche Würde gab. Er spielte in Dutzenden Filmen mit - ein Star war er trotzdem nicht.

Hinter den Kulissen galt der Kanadier als Witzbold, der für jeden Schabernack zu haben war. Also besetzte das legendäre Produzenten- und Regie-Trio David und Jerry Zucker und Jim Abrahams den auf ernste Rollen abonnierten Nielsen für die Klamaukkomödie „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“. Wenige Jahre nachdem er noch in „Die Höllenfahrt der Poseidon“ den aufrechten Kapitän gespielt hatte, war er in der Katastrophenfilm-Persiflage der Arzt mit den seltsamen Monologen. Das Konzept ging auf: Wenn der mit seinen mittlerweile grauen Haaren so seriös wirkende Nielsen trocken seine Pointen riss, wirkte das noch komischer.

Nielsen bekam seine eigene Fernsehserie, in der er als trotteliger Polizist alle Krimiserien der Siebzieger von „Kojak“ bis zu den „Straßen von San Francisco“ auf den Arm nahm. Das Seltsame: Obwohl die Serie nach nur sechs Folgen abgesetzt wurde, versuchten es Zucker/Abrahams/Zucker mit der Umsetzung fürs Kino. Und noch seltsamer: „Die nackte Kanone“ wurde zum Welterfolg. Millionen lachten, wenn er den Körper seiner Freundin beschreibt, der so heiß sei, dass er „ein Käsesandwich auf der anderen Seite des Raumes zum Schmelzen bringen konnte“. Es sind Filme, die in den Feuilletons kaum Gnade fanden, aber selbst ihre schärfsten Kritiker zum Lachen brachten - und mehr wollten sie ja gar nicht.

Es folgte eine Fortsetzung, in der „Lt. Frank Drebin“ Verbrecher jagt, dabei Washington verwüstet und trotzdem von Präsident George Bush zum Chefermittler ernannt wird, „auch wenn Sie sich da mit den übelsten Subjekten der Gesellschaft umgeben müssen“. „Wie“, fragt Drebin, „ich soll in Ihr Kabinett?“ Ausgerechnet als Leslie Nielsen in den USA zu einem der größten Klamaukkomiker wurde, machte auch sein Bruder Erik in Kanada Karriere: Als Verteidigungsminister und Vizepremier.

Noch eine dritte „Nackte Kanone“ gab es, doch die lebte schon etwas von ihren Vorgängerfilmen. In weiteren Filmen nahm Nielsen als Exorzist, Vampir oder Agent Filmklassiker aufs Korn. Ihr Publikum fanden sie alle, Welterfolge wurden sie nicht. Noch im vergangenen Jahr spielte Nielsen in der Vampirkomödie „Stan Helsing“ mit - als Kellnerin. Gestorben ist er in Fort Lauderdale im Kreise seiner Familie. Im Schlaf. Ein stiller Abgang für einen großen Komödianten.