Nanga Parbat: Vom Überleben knapp unterhalb der Todeszone
Schnee verhindert weiter den Abstieg der beiden Südtiroler.
Islamabad/Bühl. Das bange Warten am Nanga Parbat dauert an. Dichtes Schneegestöber hat am Montag den Abstieg der beiden in Not geratenen Südtiroler Bergsteiger zwischenzeitlich gestoppt. Walter Nones und Simon Kehrer hätten aus 7000 Metern Höhe über Satelliten-Telefon ihre Position durchgegeben und erklärt, es gehe ihnen weiterhin gut und sie seien in Form, berichteten italienische Medien. Da Schneegestöber ihre Orientierung erschwere, würden sie in ihrem Zelt übernachten, bis das schlechte Wetter abzieht. Heute wollen sie erneut den Abstieg versuchen.
Die schlechte Sicht verhinderte zudem weitere Aufklärungsflüge eines Helikopters. Damit wollten die Retter erkunden, auf welchem Weg die beiden Alpinisten am besten über einen gefährlichen Gletscher kommen. Nach Angaben des Onlinedienstes "montagna.tv" sind die italienischen Bergsteiger Maurizio Gallo und Gnaro Mondinelli mit zwei einheimischen Hochgebirgsträgern inzwischen bis auf eine Höhe von etwa 5000 Metern zum Basislager am Fuße des Rakhiot-Gletschers aufgestiegen.
Nones und Kehrer sind dank der Hubschrauberflüge mit Lebensmitteln und Brennstoff gut versorgt. Doch sie sitzen seit Tagen knapp unter der Todeszone fest: Oberhalb von 7000 Metern überlebt der Mensch nur 48Stunden. Auch darunter sind die körperlichen Belastungen extrem, selbst wenn keine Höhenkrankheit mit Lungenembolie oder Hirnödem auftritt.
Ralf Dujmovits, der 13 der 14 Achttausender bestiegen hat und der erfolgreichste deutsche Bergsteiger ist, berichtet aus eigener Erfahrung vom Überleben in extremer Höhe: "Es hängt davon ab, ob die beiden genug Gas haben, um Schnee zu Trinkwasser schmelzen zu können. Wenn sie genügend trinken können, hält sich das Risiko in Grenzen." Drei bis vier Liter Wasser am Tag müssen Bergsteiger in großen Höhen zu sich nehmen. Denn in der dünnen Luft verbraucht man allein durch die beschleunigte Atmung zusätzlich Flüssigkeit.
Der Körper reagiere zwar sehr verlangsamt. Aber nach der Erfahrung von Dujmovits, "kommt es auf dieser Höhe nicht zu Bewusstseinsstörungen". Die Nahrung sei das geringste Problem. Zwar produziere der Körper in wachem Zustand viel Wärme und verbrenne dafür Fett.
Doch davon habe der Mensch genug: "Man kann es dort tagelang ohne Essen aushalten",sagt der 46-Jährigen. Auch ohne Zwischenfälle braucht der Körper lange, um sich von der Besteigung eines Achttausenders zu erholen: "Vier bis acht Wochen dauert es, bis ich Gewicht und Form wiederhabe."