Neuer Verdacht an Odenwaldschule
Weitergehende Vorwürfe gegen entlassenen Lehrer.
Heppenheim. Die Odenwaldschule wird von einem neuen Missbrauchsverdacht erschüttert. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelt wegen möglicher sexueller Übergriffe gegen einen kürzlich fristlos entlassenen Lehrer.
Um welche Handlungen es genau geht, wollte die Anklagebehörde gestern aus Gründen des Opferschutzes nicht bekanntgeben. Einer der Vorwürfe dreht sich demnach um ein Zeltlager, bei dem der Lehrer mit einer zweiten Lehrkraft und rund zehn Schülern in einem Zelt übernachtet haben soll.
Die Schilderungen stammten von Schülern, die nicht selbst betroffen seien, aber Beobachtungen gemacht hätten. Laut dem Vize-Landrat des Kreises Bergstraße, Matthias Schimpf, gibt es auch Berichte über regelmäßige Besuche eines Schülers in der Wohnung des Lehrers. Dies sei eindeutig eine Grenzverletzung, die den Aufsichtsbehörden hätte gemeldet werden müssen — wenn sie der Schulleitung bekannt war, sagte Schimpf.
Der entlassene Lehrer hatte zugegeben, vor seiner Zeit an der Odenwaldschule im Jahr 2011 Kinderpornos heruntergeladen zu haben. Dass es einen weitergehenden Verdacht gegen den Mann gibt, hatte die Schule am Dienstag öffentlich gemacht
1998 war bekannt geworden, dass in dem reformpädagogischen Internat jahrzehntelang mehrere hundert Schüler von Lehrern missbraucht worden waren. Trotz der neuen Vorwürfe steht eine Schließung der Schule laut dem Landkreis aber nicht zur Debatte.
Der Opferverein „Glasbrechen“ erneuerte dagegen seine Forderung nach einem Aus für die Schule in ihrer jetzigen Form. „Die Lehrer haben viel zu viel Platz und Zeit, sich ihren Schutzbefohlenen zu nähern“, sagte der Vorsitzende des Opfervereins, Adrian Koerfer. Der Vorstand der Elternvertreter setzte sich dagegen für den Fortbetrieb ein.
Die Schule soll nun einen Katalog mit zusätzlichen Auflagen erfüllen. So muss die Leitung „ab sofort“ die Aufsichtsbehörden monatlich ausführlich über alle außergewöhnlichen Vorfälle informieren und ihr Präventionskonzept überarbeiten.