Nikolaus Schneider: Eine Gehaltsobergrenze ist eine gute Idee
Der Präses der Rheinischen Landeskirche über Konsequenzen aus der Finanzkrise, die Liebe Gottes und die christliche Verpflichtung zur Nächstenliebe.
Präses Schneider, die Wirtschaft steckt in einer tiefen Krise. Was ist Ihre Botschaft zum Fest in diesem Jahr?
Schneider: Es gibt ein Fundament für das Leben, bindend und nachhaltig. Das ist nicht der bloße materielle Reichtum, das ist die Menschenliebe Gottes. Sie bewirkt, dass aus Angst Sorge wird, Sorge um den Mitmenschen.
Schneider: Existenzängste verwandeln sich in Sorge - also Fürsorge -, wenn klar wird, was die grundlegende Beziehung der menschlichen Existenz ist: die Ich- und Du-Beziehung.
Schneider: Das ist leider wahr.
Schneider: Wir haben es mit einer riesigen Spreizung in der Gesellschaft zu tun. Das war früher anders. Damals, also noch vor 20 oder 30 Jahren, gab es nicht diese immensen Unterschiede zwischen Reich und Arm. Also muss die Diskussion geführt werden: Haben wir noch die richtigen Regeln, sind denn die christlich-jüdischen Werte des Abendlandes immer noch im Fokus unseres Handelns? Diese Diskussion läuft, das ist erfreulich.
Schneider: Nein. Ich fürchte, diejenigen, die den Karren gegen die Wand gefahren haben, sind nun still und versuchen zu überwintern, um dann wieder loszulegen. Aber dem versuchen wir vorzubauen, und auch in der Politik gibt es eine Neubesinnung.
Schneider: Gerade jetzt mischen sich die beiden großen christlichen Kirchen laut ein und fordern eine Neubesinnung. Zum Beispiel halte ich eine Gehaltsobergrenze für eine gute Idee.
Schneider: Ich kenne diese Stimmen. Aber ich kann für mich nur in Anspruch nehmen, immer meine Meinung zu sagen, selbstbewusst und deutlich vernehmbar.
Schneider: Für manche Gemeinden trifft das sicherlich zu, für den überwiegenden Teil aber nicht. Die evangelische Kirche ist auch da zu Hause, wo es Armut gibt. Wir sind in den entsprechenden Vierteln, ich nenne beispielhaft Duisburg oder Wuppertal, präsent und helfen. Unsere diakonische Arbeit ist ein Kern unserer Aufgaben. Ohne die Kirche wäre unsere Gesellschaft deutlich ärmer. Wir kennen die Welt, denn wir sind ein Teil von ihr und sind mittendrin - nach wie vor.
Schneider: Jesus ist immer der gleiche geblieben. Aber in der Tat sehen wir ihn heute anders. Heute sehen wir stärker, wie gefährdet dieses Leben war, das in der Fremde auf die Welt kam, in ärmlichen Verhältnissen. Da fühlen sich viele angesprochen, das ist die zutiefst menschliche Geschichte der Zuwendung, des Teilhabens. Es geht um die Bonität des Menschen, denn das heißt wörtlich: die Güte des Menschen. Das ist das klare Kontra zur Wirtschaftsbonität.
Schneider: Es ist beides. Und es ist auch Zuwendung. Denn diese Weihnachtsgeschichte heißt nichts anderes: Gott ist bei den Menschen. Das teilen wir miteinander.