Ottfried Fischer: Parkinson - „Ich muss den Leuten die Befangenheit nehmen“
Ottfried Fischer redet ganz offen über seine schwere Krankheit und die Zukunft. Kollegen und Fans scheuen sich oft, ihn nach seinem Befinden zu fragen.
München. Ein bisschen angespannt wirkt Ottfried Fischer, wie er da in einem Münchener Nobelhotel sitzt und auf Fragen wartet. Der Schauspieler blickt starr geradeaus, die Fingerspitzen ruhen auf der Tischplatte. Wer sich dieser Tage mit dem 54-Jährigen trifft, der will natürlich vor allem eines wissen: Wie steht es gesundheitlich um den Publikumsliebling, der kürzlich bekannt gab, dass er an der Nervenkrankheit Parkinson leidet und über dessen beruflicher Zukunft ein großes Fragezeichen schwebt?
Doch Fischer möchte zunächst lieber über die neuen Folgen der ARD-Krimireihe "Pfarrer Braun" (ab 3. April) sprechen, in der er als gewitzter Geistlicher und Hobbyermittler Guido Braun Kriminalfälle löst. Die Öffentlichkeit sei bislang "in der Regel respektvoll" mit ihm und seinem Wunsch nach Diskretion umgegangen, sagt der schwergewichtige Schauspieler, der mit seiner Frau und zwei Töchtern in München lebt.
Fischer, der jetzt einen ungewohnten roten Vollbart trägt, freut sich über jede Frage zur Sache. Über die guten Zuschauerzahlen von "Pfarrer Braun" etwa, die er selbstbewusst so erklärt: "Ich halte es für sehr gehobene Fernsehunterhaltung." Oder darüber, dass Guido Braun in der neuen Folge in einer jüdischen Gemeinde ermittelt, weswegen Ottfried Fischer, der ehemalige Klosterschüler, am Set auch stets das Buch "Jüdische Witze" dabei hatte: "Ich habe das Gefühl, dass über das Judentum viel zu wenig bekannt ist", sagt er. "Es ist in der Beschäftigung mit dem Judentum eine gewisse Befangenheit vorhanden. Man muss dauernd überlegen, ob der Witz, den man macht, noch politisch korrekt ist."
Befangenheit - dieses Wort gebraucht Fischer kurz darauf auch in Zusammenhang mit seiner Krankheit, hat er doch bei Fans und Kollegen eine gewisse Scheu bemerkt, ihn zu fragen, wie es ihm geht: "Das Problem ist dass die Leute glauben, dass man in Tränen ausbricht, wenn sie einen darauf ansprechen. Ich muss den Leuten die Befangenheit nehmen", sagt er. Deshalb habe er bei einem Auftritt unlängst auch über Schüttelreime geflachst - Parkinson wird im Volksmund Schüttellähmung genannt.
Karriere: Der Niederbayer startete1980 als Kabarettist auf Münchner Kleinkunst-Bühnen. Seine erstengroßen TV-Auftritte hatte er 1985 in der Serie "Irgendwie und sowieso".Mit "Ein Bayer auf Rügen" (1993 - 1997) und "Der Bulle von Tölz" (ab1995) feierte er seinen Durchbruch.
Parkinson: Bei der Krankheit zerfallen Zellen des Mittelhirns.Zahlreiche Störungen sind die Folge. Typisch ist der Verlust über dieKontrolle der Arm- und Beinmuskeln, sowie verminderte Mimik.