Peking ringt um bessere Luft
Fahrverbote und die Abschaltung von Industriebetrieben sollen bis zu den Spielen die Luft über der Stadt sauberer machen – bisher vergeblich.
Peking/Jülich. Es ist ein ganz normaler Julitag in Peking. Dicker Dunst hängt über der 16-Millionen-Metropole. Rauch und Abgase machen die Luft schwer. Auch knapp zwei Wochen vor den Olympischen Spielen hat die Stadt ihr massives Smog-Problem noch nicht im Griff. Die Behörden planen nun ein Fahrverbot für 90Prozent aller Autos. Doch wirklich tilgen kann das die Dreckglocke über Peking nicht, sagt Professor Andreas Wahner vom Forschungszentrum Jülich.
Seit 2006 führt Wahners Forschungsteam in Kooperation mit der Universität Peking regelmäßig Luftmessungen in Chinas Hauptstadt durch und berät das Organisationskomitee der Spiele in Fragen der Luftreinhaltung. Selbst ein hundertprozentiges Fahrverbot in der Stadt, so der Experte, könnte die Pekinger Luft nicht entscheidend verbessern.
Hauptverursacher des Smogs sind laut Wahner nämlich umwelttechnisch veraltete Industrieanlagen aus der Stadt und dem Umland: Auf gut 180 Kilometern zwischen Peking und der Pazifikküste reiht sich quasi ein Industriegebiet an das andere. Und der Wind vom Meer her trägt die Abgase dann über die zwischen Bergen eingekesselte Hauptstadt.
Der Ausstoß von filterlosen Kohlekraft- und Stahlwerken, von Raffinerien und veralteten Heizanlagen hat zusammen mit den in Peking weit verbreiteten offenen Kochfeuern zu einer gefährlichen Schadstoffkonzentration in der Luft geführt. Allein das Kohlenmonoxid in der Luft wirkt laut Wahner in der Lunge eines Ausdauersportlers so, als sei er plötzlich Raucher.
Dazu kommt die hohe Feinstaubbelastung: Am vergangenen Sonntag wurde eine Konzentration von fast 300 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen. Der EU-Tagesgrenzwert liegt bei 50 Mikrogramm. Bei Athleten, die bei diesen Verhältnissen einen Marathon laufen müssen, sind Atemprobleme und Halsweh zu erwarten - Weltrekorde dagegen wohl kaum.
Im Kampf gegen den Smog hat die chinesische Regierung allerdings riesige Anstrengungen unternommen: Neben den Fahrverboten wurden Industriebetriebe in der Stadt und im Umland abgeschaltet, neue U-Bahn-Linien gebaut, zehntausende Haushalte mit moderner Heiztechnik versorgt. "Die Regierung nimmt das Problem ernst", sagt Wahner.
Doch ob das alles etwas gebracht hat? Noch verdunkelt der Smog Pekings Himmel. "Derzeit ist es windstill", so Wahners Erklärung. "Wenn sich das bis zu den Spielen nicht ändert, bleibt die Dunstglocke stehen." Allen Bemühungen zum Trotz.