Penélope Cruz: „Er gab mir die Sicherheit“
Interview: Der spanische Hollywood-Star Penélope Cruz spielt bei „Elegy“ an der Seite von Ben Kingsley. Filmstart ist morgen.
Madrid. In ihrem neuen Film ist der spanische Hollywood-Star Penélope Cruz im Drama "Elegy - Die Kunst zu lieben" an der Seite von Ben Kingsley zu sehen, einer Parabel über die Flüchtigkeit des Lebens: ein erfahrener, prominenter Professor und seine kluge, kompromisslose Studentin erleben eine Amour Fou. Bis dann durch eine lebensbedrohende Erkrankung die Endlichkeit über das Paar hereinbricht.
Frau Cruz, was halten Sie von einer Beziehung, in der ein Altersunterschied von 30 Jahren zwischen den Partnern besteht?
Penélope Cruz: Das kommt ganz darauf an! Das kann man nicht verallgemeinern! Ich habe die Beziehung der beiden sofort verstanden, als ich Roths Roman gelesen habe - er ist mein Lieblingsschriftsteller. Ich wollte die Rolle sofort spielen, als ich das Buch vor sechs Jahre das erste Mal las. Als wir jetzt drehten, hatte ich immer mein altes Buch bei mir, mit allen Notizen, die ich mir gemacht hatte. Vor dem Dreh habe ich auch mal mit Philip Roth telefoniert, er hat diesen Film sehr unterstützt und mir angeboten, dass ich ihn immer anrufen kann, wenn ich Fragen habe.
Wie gefiel Ihnen Ben Kingsley als Filmliebhaber? War er immer für diese Rolle angedacht?
Cruz: Nachdem Ben Kingsley ins Gespräch kam, konnte ich mir keinen anderen mehr dafür vorstellen. Ich habe die meisten seiner Filme gesehen, "Sexy Beast" und "Ghandi" sind einfach vollkommen. Als wir dann zusammen vor der Kamera standen, war es als würden wir miteinander tanzen, so einfach war die Zusammenarbeit. Zum Glück hatten wir diese Art der Verbindung, denn das, was wir spielen mussten, war ja sehr intensiv. Wir hatten großen Respekt vor einander, und er gab mir ein Gefühl der Sicherheit. Er war immer für mich da und ich habe versucht, ebenso für ihn da zu sein.
Der ältere Mann benimmt sich in dieser Liebesbeziehung oft so unreif wie ein kleines Kind...
Cruz: Weil er voller Ängste ist, aber sich weigert, sich ihnen zu stellen. Es geht in "Elegy" gar nicht so sehr um Liebe als um die Angst - und die Macht, die wir haben, unser Glück selbst zu sabotieren. Denn indem wir versuchen dem Schmerz auszuweichen, kreieren wir nur noch größeren Schmerz. Die Art und Weise, wie Philip Roth dieses Thema behandelt, ist einfach wunderschön.
Wie haben Sie sich die Ängste und Gefühle einer Frau eingedacht, deren Diagnose "Brustkrebs" lautet?
Cruz: Ich hatte für diesen Film die Möglichkeit, am Drehort in Vancouver vier erstaunliche Frauen kennen zu lernen, die gerade von Brustkrebs geheilt waren. Sie haben mich an ihren intimsten Ängsten und Gedanken teilhaben lassen. Ohne sie wäre dieser Film ein ganz anderer geworden. Sie haben sehr viel Zeit mit mir und der Regisseurin Isabel Coixet verbracht. Sie hatten die Sorge, dass die Krankheit zu leichtfüßig dargestellt wird, insofern waren sie froh, sich intensiv in die Produktion einbringen zu können.
Was für Erkenntnisse haben Sie von ihnen bekommen?
Cruz: Wie tiefgehend sich alles ändert. Die Kranken machen eine vielschichtige Metamorphose durch. Einige der Frauen, die ich getroffen habe, sind durch die Hölle gegangen und haben überlebt. Eine Operation und anschließende Chemotherapie beeinflusst sie emotional, psychologisch und physisch extrem. Es ist sehr hart, das durchzustehen. Die Frauen, die ich getroffen habe, haben das überlebt, und diesen erstaunlichen Frauen ist dieser Film gewidmet.
War die Rolle für Sie eine besondere Herausforderung?
Cruz: Diese Rolle ist eine der größten emotional positiven Herausforderungen meiner Karriere gewesen. Und das ist es, was alle Schauspieler wollen: von einem Gegensatz zum anderen zu springen.
In spanischen Filmen sah man Sie schon oft in fantastischen Rollen, aber diese hier scheint die außergewöhnlichste zu sein, die Sie bisher in einem englischsprachigen Film hatten. Stimmen Sie dem zu?
Cruz: Ja, ich finde auch, dass Consuela die komplexeste Frau war, die ich bisher in einem englischsprachigen Film gespielt habe. Ich war sehr glücklich, als ich heute die amerikanischen Kritiken gelesen habe: es waren die besten Kritiken, die ich je für einen englischsprachigen Film bekommen habe - und endlich wurde mal nicht nur über meinen Akzent gelästert. (lacht)