Tankstellen: Einbrecher werden eingenebelt

Feuerwehren überrascht von neuer Diebstahl-Abwehr.

Willich. "Hier brennt es in einer Tankstelle", meldet ein Anrufer aus Willich abends um 23.30 Uhr. Feuer in einer Jet-Tankstelle, das bedeutet höchste Explosionsgefahr. Die Feuerwehr-Leitstelle setzt die komplette Maschinerie in Marsch: Freiwillige Feuerwehr Willich, Polizei, Rettungsdienst, Spezialfahrzeuge.

"Als wir an den Verkaufsraum herangingen, sahen wir, dass er voller Qualm war", schildert Wehrleiter Thomas Metzer die Situation. Dass es sich nicht um ein Feuer handelt, stellte sich erst später heraus.

"Wir haben dann mal an den Scheiben gefühlt, die waren aber kühl", so Metzer. Als das Brecheisen schon angesetzt war, griff einer der Wehrleute ein. "Der kannte das aus einer anderen Stadt", so der Wehrchef. Und tatsächlich - der Rauch entpuppte sich als eine Art Disko-Nebel.

Dabei handelt es sich um eine neue Form von Diebstahl-Abwehr. Registriert die Alarmanlage einen Einbruch, pustet die Nebelmaschine mit Hochdruck trockenen Dampf in den Raum. Folge: Wer sich darin aufhält, ist innerhalb von 20 Sekunden praktisch blind. "Man verliert völlig die Orientierung", sagt Metzer. Die Feuerwehr setzt für die Ausbildung ähnliche Geräte ein. Für einen Einbrecher heißt das: Er irrt umher, die Polizei hat gute Chancen, ihn gleich am Ort einzusammeln. Im Willicher Fall war es jedoch Fehlanzeige.

Dabei ist der Stoff an sich völlig harmlos. Es handelt sich um eine Mischung aus Wasser und Alkohol. Er riecht nicht und belastet auch nicht die Atemwege, nur eben die räumliche Orientierung. Allerdings kommt es vor, dass sich bei manchen ein beklemmendes Gefühl breit macht. Wenn Luft in den Raum gelassen wird, fällt der Nebel ganz schnell in sich zusammen. Dass dieses System in Tankstellen zum Einsatz kommt, wussten weder Polizei noch Wehr. Auch der Wachdienst war nicht informiert.

Frank Hermens, Sprecher des Mineralölkonzerns Jet: "Wir setzen diese Anlagen an ausgesuchten Tankstellen ein. Praxiserfahrungen haben gezeigt, dass damit sehr wirksam Einbrüche vereitelt und Vermögensschäden begrenzt werden können." Bei Shell läuft ein Test. "In einigen wenigen Anlagen haben wir das installiert", bestätigt Pressesprecher Axel Pommeränke.

Wer zahlt die Kosten für diesen Einsatz? "Die Allgemeinheit", erklärt der Willicher Feuerwehr-Chef. "Wir können das niemandem in Rechnung stellen. Dieser Fall ist in der Gebührensatzung nicht vorgesehen." Weil der Einsatz der freiwilligen Wehrleute in der Freizeit gefahren wurde, seien für die Stadt keine zusätzlichen Kosten etwa für Verdienstausfälle entstanden, sagt Klaus-Thomas Riedel, Brandmeister im Kreis Viersen.