Peter Thomas: Die Orion flog zu seiner Melodie

Peter Thomas hat die Musik für rund 650 Filme geschrieben, auch die Titelmelodie von „Raumschiff Orion“.

Köln. "Düdel-dü, didüdeldü, di-düdel-di", macht es. Befremdet blicken die Kollegen um sich. Bimmelnde Mobiltelefone sind bei Pressekonferenzen ähnlich verpönt wie nackte Beine im Petersdom. Der Besitzer der Geräuschquelle bleibt gelassen.

Kramt kurz in seiner Tasche, einem schwarzen Stoffbeutel, der mit weißen Noten bedruck ist, und das Klingeln verstummt. Für einen kurzen Moment. "Di-di-dit, di-di-di”, piept es dann. Diesmal wissen alle, wo das herkommt. Aus dem schwarzen Stoffbeutel. Und weil der Peter Thomas gehört, schaut auch keiner mehr pikiert.

"Ein Handy ist etwas Entsetzliches - das stört immer nur”, wird Thomas hinterher im Gespräch mit unserer Zeitung sagen.

Dem mag man zwar nicht widersprechen, aber man sollte sich hüten, daraus die falschen Schlüsse zu ziehen. Technisch ist der 82-Jährige auf dem neuesten Stand. I-Pod, Notebook, Programme für Samples. Hat er alles, kennt er alles. Hält er nur nicht viel von: "Gigabytes? Megabytes? Haben sie alle, aber sie machen nichts draus. Ich angle lieber im Bestehenden, suche mir neue Klänge aus dem, was es schon gibt."

Peter Thomas ist Komponist. Filmkomponist. Auf seinem Gebiet ist er ein Star. Schrieb die Musik zu Edgar Wallace, Jerry Cotton, Francis Durbridge und "Der Alte". Für rund 650 Kino- und Fernsehfilme fand er die richtigen Töne. Thomas kultigster Coup: die (Titel)-Musik zu "Raumschiff Orion". Sie machte ihn berühmt und wurde in der Technoszene geschätzte 50 bis 100 Mal gecovert. Nicht immer legal.

Für Popmusiker in aller Welt ist Thomas eine Ikone. Einen Star stellt man sich anders vor. Nicht, weil Thomas klein ist. Oder rundlich. Es ist die Sprache. Ein bisschen zu derbe, ein bisschen zu kauzig, kein Stück politisch korrekt. Thomas charakterisiert sich als jemand mit einer "bescheuerten, beknackten Art".

Und das Lob für die Orion-Komposition, die nach ihrer Fertigstellung erst mal auf sich warten ließ, kommentiert er: "Wenn die Braut erst geschwängert ist, da fragt niemand mehr nach dem Vater."

Fragt man ihn, ob es für ihn mit 82 nicht an der Zeit sei, es sich auf den eigenen Lorbeeren gemütlich einzurichten, klingt die Antwort wie eine Persiflage auf Werbeslogans für Möbelhäuser: "Mit Epigonen schöner wohnen? Das leb´ ich nicht!"

Der Mann mit den ironisch blickenden, blauen Augen ist ein wandelnder Widerspruch. Sein Jacket ist mausgrau, das Hemd konservativ gestreift. Die Lesebrille dagegen leuchtet knallrot, um Hals und Handgelenk baumeln fingerbreite Goldketten.

Verheiratet ist er seit 49 Jahren. Mal lebt er in Lugano, mal in St.Tropez, sagt von sich, dass er Preuße ist. Demnächst will er "Hänsel und Gretel" als neue Oper in Sydney herausbringen, und er hat seine Orion-Musik für ein Filmkonzert mit Big-Band neu bearbeitet.

Beim Kölner Sommerfestival kommt das Ergebnis, parallel zur 90-Minuten-Kinoversion von 2003, auf die Bühne. Thomas sagt, er sei ein Glückskind: "Ich habe mich nie beworben. Die kamen immer zu mir."

"New Sounds for Oldtimers" heißt seine jüngste CD. Vielleicht war es ja gar kein Glück? Sondern genau das: Immer dann ein Gespür für neue Klänge zu entwickeln, wenn die Zeiten dabei waren, sich selbst zu überleben.