Der Online-Arzt macht es möglich: Anti-Baby-Pille per Mausklick

Englische Online-Mediziner von DrThom.com verschicken Verhütungspillen ohne ärztliche Voruntersuchungen.

London. Ein Londoner Ärzte-Team bietet gestressten Britinnen die Anti-Baby-Pille per Mausklick an: Im Internet-Shop ihrer Praxis können volljährige Frauen das Verhütungsmittel seit gestern ohne Rezept und Untersuchung bestellen. Diskreten Online-Service gibt’s auch bei der "Pille danach" oder Geschlechtskrankheiten.

Kein Warten auf einen Termin, keine peinliche Berührtheit im Behandlungszimmer: "DrThom" meint es gut mit berufstätigen Frauen und vielbeschäftigten Müttern. Eine Kreditkarte und der Name der gewünschten Anti-Baby-Pille reichen aus, um auf der Internetseite der Online-Ärzte einzukaufen. Die Lieferung geht noch am Tag der Bestellung per Eilpost raus.

Vorerst soll der Service auf Frauen beschränkt sein, die schon einmal mit der Pille verhütet haben - eine Möglichkeit, dies zuverlässig nachzuprüfen, haben die Mediziner allerdings nicht. Die Frauen müssen bei der Registrierung lediglich einen Fragebogen ausfüllen.

Wer die Anti-Baby-Pille mehrmals beim Online-Doktor ordert, wird zwar gebeten, seinen Blutdruck überprüfen zu lassen. Da viele Apotheken diesen Service anbieten, muss jedoch auch dafür kein Arzt konsultiert werden.

"Der Service ist ideal für Frauen, die weit von ihrem Arzt entfernt wohnen", so Dr. Thomas Van Every, Gründer und medizinischer Leiter der Internetseite. Statt Dankbarkeit ist Every, der gleichzeitig als Arzt in einem Krankenhaus der Hauptstadt arbeitet, jedoch eine Woge der Empörung entgegen geschlagen.

"Ich bin mir sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis jemand, der dieses Angebot nutzt, an einer Thrombose oder Embolie leidet", kritisiert Dr. Trevor Stammers, Vorsitzender einer christlichen Ärztegemeinschaft. "Anti-Baby-Pillen sind keine Smarties - wer sie nimmt, muss Kontrolluntersuchungen wahrnehmen."

Andere fürchten, dass Minderjährige die Pille auf den Namen und mit der Kreditkarte ihrer Mutter bestellen oder ältere Freundinnen und Geschwister vorschicken. Bei DrThom.com hat man bereits eingeräumt, dass es keine Möglichkeit gebe, das Online-Angebot vor Missbrauch durch Teenager zu schützen.

Genau die könnten sich über das diskrete Angebot besonders freuen. Denn die britische Jugend hat Nachholbedarf in Sachen Aufklärung: Mehr als 4000 Mädchen unter 16Jahren ließen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im vergangenen Jahr in England und Wales ihr Kind abtreiben, das sind zehn Prozent mehr als im Vorjahr.

Bei den unter 14-Jährigen stieg die Zahl sogar um 21 Prozent auf 163 Abtreibungen. Den Heranwachsenden mangelt es vor allem an Aufklärungsunterricht, wie eine Studie des Jugendparlaments zeigt. 40 Prozent beurteilten darin die Schulstunden als "schlecht" oder "sehr schlecht". Inzwischen verteilen Schulen die Pille schon an Elfjährige.

"DrThom" sorgt derweil mit weiteren Angeboten für Furore. Ganz neu im Angebot: der Foto-Service bei Verdacht auf Geschlechtskrankheiten. Wer Auffälligkeiten an sich bemerkt, kann ein Foto der betroffenen Körperpartien hochladen.

Der Online-Arzt wirft dann einen Blick auf die Motive und schickt seine Behandlungsvorschläge ins persönliche Email-Fach. Bei so viel Diskretion in allerpeinlichsten Angelegenheiten bleibt den Nutzern nur noch zu wünschen, dass auch der Datenschutz funktioniert.