Pop-Königin Madonna in Berlin
Berlin (dpa) - Da bebte die Mehrzweckhalle: Mit einer Show der Superlative hat Madonna in Berlin ihr erstes von drei Deutschland-Konzerten gegeben.
Die Pop-Queen stellte am Donnerstagabend in der O2-World vor über 13 000 Fans ihr neues Album „MDNA“ vor. Ein Großteil des Publikums war von der energiegeladenen und ziemlich überdrehten Performance der 53-Jährigen begeistert - wenngleich manch einer auch gerne das EM-Halbfinalspiel Deutschland gegen Italien gesehen hätte.
Das lief nämlich parallel zum ausverkauften Auftritt des US-Superstars. Von der schmachvollen Niederlage der deutschen Elf erfuhren viele erst nach dem Musikspektakel. Fernseher zur Live-Übertragung waren in der Halle nicht aufgestellt - außer in den teuren VIP-Logen. Viele informierten sich während des Konzerts per SMS über die Zwischenstände in Warschau.
Konzert, das ist eigentlich der falsche Begriff. Mit den opulenten Bühnenbildern, Lichteffekten, Film-Einspielungen und ganzen Brigaden von Tänzern gleicht Madonnas Show längst mehr einem Musical. Der gewaltige Sound fegte wie ein Tornado durch die Arena: Hörschaden nicht ausgeschlossen. Dazu Madonna mal im hautengen Lederkostüm, mal im weißen Girlie-Outfit - durchtrainiert und stets in sexy Pose: Wird diese Frau, eine vierfache Mutter, eigentlich irgendwann mal älter?
Los ging es mit bösen Pfiffen und Buhrufen, weil Madonna 45 Minuten später auf die Bühne kam als angekündigt. Erst um 22.14 Uhr, die deutsche Mannschaft stand da in Warschau schon kurz vor dem sportlichen Aus, begann die eigentliche Show: Mönche und Priester führten eine düstere Zeremonie auf; beim ersten Song hüpfte Madonna auf Stelen, die an das Berliner Holocaust-Mahnmal erinnerten. Dazu sang sie „Oh my God“. Beim Titel „Gang Bang“ „erschoss“ die Diva im Blutrausch diverse untreue Liebhaber.
Echte Skandale wie in Istanbul blieben aus. Dort hatte Madonna ihren Busen entblößt; wohl als Affront in einem Land, in dem der Islam mit seinem Frauenbild wieder stärker in die Gesellschaft vordringt. Vor allem will Madonna aber Party machen als gäbe es kein morgen. Und deshalb dominieren bei „MDNA“ wieder die Spezial-Effekte und elektronischen Klänge - wie schon bei „Hard Candy“ (2008) und „Confessions On A Dancefloor“ (2005).
Die Begeisterung über das nunmehr zwölfte Studioalbum der Amerikanerin hält sich deshalb bisher in Grenzen. Richtig Stimmung kam auch in der O2-World eher dann auf, wenn Madonna alte, melodischere Hits wie „Express Yourself“ oder „Into The Groove“ anstimmte. Das technoide Disco-Gestampfe scheint selbst manch eingefleischter Fan sattzuhaben.
Andere brachte die Terminüberschneidung mit dem EM-Halbfinale in Bedrängnis: Beim Verkaufsportal Ebay waren Madonna-Karten für nur einen Euro zu haben - sonst kostete der Eintritt bis zu 200 Euro. Madonna selbst ging während des Auftritts auf das Fußballspiel nicht ein. Dabei ist die Pop-Queen, die mehr als 300 Millionen Tonträger verkauft hat, immerhin Tochter eines italienischen Einwanderers.
Am Samstag tritt Madonna ein zweites Mal in der O2-World auf, am 10. Juli singt sie in Köln. Vermutlich wird es wieder bombastisch werden, es sei denn, jemand zieht bei der Show der Superlative mal versehentlich den Stecker. Aber Madonna unplugged? Unvorstellbar!