Pornofotos: Polizei sucht Eisverkäufer

Ein Mann in Remscheid soll Frauen fotografiert und ihre Köpfe in zum Teil pornografische Bilder gebastelt haben.

Foto: dpa/Keusch

Remscheid. Für Dutzende Frauen aus Remscheid muss es ein absoluter Alptraum gewesen sein: Sie klickten auf einen Link, der am Wochenende bei Facebook kursierte und entdeckten Bilder von sich. Viele Fotos waren laut Polizei aus einem Eiswagen heraus aufgenommen worden, andere hatten die Frauen selbst auf ihrer Social-Media-Seite hochgeladen, ihre Köpfe wurden dann zum Teil in pornografische Bilder hineingebastelt. Dutzende Betroffene meldeten sich bei der Polizei. 72 Strafanzeigen liegen dort mittlerweile vor. Das jüngste Opfer ist laut Polizei 14, das älteste 53 Jahre alt.

Foto: dpa/Keusch

Die Polizei Wuppertal ermittelt wegen der Verbreitung pornografischer Schriften und Verstoßes gegen das Kunst-Urheber-Gesetz. Die Blogging-Seite, auf der die Fotos veröffentlicht wurden, ist mittlerweile aus dem Netz verschwunden. „Wir gehen davon aus, dass der Täter sie selbst gelöscht hat“, heißt es bei der Polizei. Um wen es sich dabei handelt, ist ungewiss.

Nicht alle Fotos wurden manipuliert, zahlreiche Bilder zeigten die Frauen im Sommer beim Eiskaufen. Dabei wurden sie augenscheinlich heimlich aus dem Verkaufswagen, das heißt ohne ihr Wissen, aufgenommen. Die Bilder wurden dann auf der Seite bei Tumblr hochgeladen. Versehen wurden sie im Internet mit Begriffen in italienischer Sprache. Der Unbekannte, der die Seite erstellte, fügte die Eissorten hinzu, die die Mädchen an seinem Eiswagen wählten: „Tedesca, timida dolcissima“, hieß es da etwa über eine augenscheinlich Minderjährige. Der unbekannte Verfasser beschrieb das Mädchen, dessen Vornamen er auch veröffentlichte, also mit „deutsch, schüchtern und süß“. „Gruselig“ fand das eine der Frauen, deren Foto auf der Seite zu sehen ist. Eine Posterin wusste, dass der verdächtige Eismann längst wieder in Italien lebe, eine andere gab sein zwischenzeitliches Ableben bekannt. Die Dritte brachte einen anderen Eismann ins Spiel. „Wir ermitteln in Richtung eines Eisverkäufers“, bestätigt Polizeioberkommisssarin Hanna Meckmann.

Der Tatzeitraum reicht weit zurück. Das Gros der Bilder wurde laut Polizei auf März 2015 datiert. Der Unbekannte soll auch Bilder aus dem Foto-Portal Instagram heruntergeladen haben, die die jungen Frauen dort selbst eingestellt hatten. „Natürlich muss jedem, der das tut, bewusst sein, dass solche Bilder missbräuchlich verwendet werden können“, sagt Lydia Schwertner, Leiterin der Remscheider Verbraucherzentrale, und mahnt zur Vorsicht. Das betont auch die Polizei, aber: „Ein Großteil der Opfer hat nichts falsch gemacht“, sagt Hanna Meckmann. „Sie haben nichts anderes getan als an einem Eiswagen ein Eis zu kaufen.“ Und mussten dort nicht damit rechnen, fotografiert zu werden. Alle, die noch auf ein Bild von sich stoßen, das ohne ihre Zustimmung verbreitet wurde, rät die Polizistin dringend, ebenfalls Anzeige zu erstatten. Zudem hoffen die Ermittler auf Zeugenhinweise an die Polizei unter Telefon 0202 / 2840.