Porträt: Kann man unter Wasser weinen?
Die Schwimmerin Laure Manaudou war Favoritin für Olympia. Dann geriet sie in einen Rosenkrieg.
Peking. Es gab eine Zeit, da sollte Laure Manaudou das weibliche Pendant zum US-Schwimmer Michael Phelps werden. Vor vier Jahren in Athen hat die Französin drei Medaillen gewonnen, 2006 ist sie Weltrekord geschwommen, 2007 in Melbourne zweifache Weltmeisterin geworden.
Doch in Peking fällt sie tief, ganz tief. An große Erfolge hat die 21-Jährige selbst nicht mehr geglaubt. Auf ihrer Homepage schrieb sie, dass sie die Halbfinals über 200 Meter Rücken nur deshalb schwimmt, weil sie bei den Olympischen Spielen eben nicht aufgeben will. Laure Manaudou schlägt als 15. von 16 Schwimmerinnen an. Anfang der Woche wird sie über 100 Meter Rücken Siebte, über 100 Meter Freistil landet sie auf Platz acht.
Ihre Geschichte ist die Geschichte einer Spitzenschwimmerin, die im Alter von 17 Jahren hochgejazzt wird, ohne dass sie sich dagegen wehren kann. Sie wird zum Medienstar - in Frankreich ist sie populärer als Franziska van Almsick und Boris Becker zu ihren besten Zeiten in Deutschland. Laure kann keinen Schritt machen, der nicht von der Öffentlichkeit bemerkt und kommentiert wird. Dabei will sie eigentlich nur ihre Ruhe haben, um schnell zu schwimmen.
Im Mai 2007 wird ihr alles zu viel und zu eng. Sie bricht aus. Sie verlässt ihren Trainer und Entdecker Philippe Lucas. Gegen den Willen ihrer Eltern, einem Handballtrainer und einer niederländischen Badmintonspielerin, zieht sie nach Verona zu ihrem Freund Luca Marin, dem italienischen Schwimm-Europameister. Nur einen Monat später wirft sie ihr Schwimmclub in Turin hinaus, offiziell aus disziplinarischen Gründen. Die Französin kehrt in die Heimat zurück, ihr Bruder Nicolas trainiert sie seitdem.
Im Dezember ist die Romanze mit Marin endgültig vorbei. Er verlässt sie, um zu seiner Jugendfreundin, der Schwimmerin Federica Pellegrini, zurückzukehren. Manaudou bleiben bittere Tränen und ungläubiger Zorn.
Denn Ende des Jahres tauchen in Klatschblättern und im Internet Nacktfotos der Französin auf. Die Aufnahmen sollen in einem Urlaub auf der Insel Capri gemacht worden sein. In seinem Buch "Trainer" schreibt Philippe Lucas: "Eine Tragödie für Laure, die so ein zerbrechliches Herz hat."
Luca Marin will mit den gemeinen Fotos nichts zu tun haben. Es gibt aber einige Indizien, die gegen ihn sprechen. Marin und Pellegrini erweisen sich als besonders unfeines Pärchen. Er prahlt: "Federica küsst viel besser als Laure - ein Traum." Pellegrini plaudert mit Illustrierten unverhohlen über das Sexleben mit Marin.
Zudem macht die Italienerin mit Spitzenleistungen auf sich aufmerksam. Im März bei der EM in Eindhoven bricht sie Manaudous Weltrekord über 400 Meter Freistil. In Peking triumphierte die 19-Jährige in dieser Woche in Weltrekordzeit über 200 Meter Freistil.
Der Rosenkrieg hat Laure Manaudou völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. "Nie fühlte ich mich so unter Stress wie in den vergangenen Monaten", sagte sie im April. In Peking gibt sie zu Protokoll: "Weinen hilft mir am besten, um mit meinen Problemen klar zu kommen."