Porträt: Steve Jobs - Angst um den Apple-Übervater
Das Gerücht hält sich hartnäckig, dass Firmengründer Steve Jobs erneut an Krebs erkrankt sei.
Cupertino. Steve Jobs ist Apple, und Apple ist Steve Jobs. Dieser Satz ist eine Binsenweisheit. Er bewahrheitet sich jedoch jetzt wieder in überraschender Deutlichkeit:
Nach dem Getuschel über eine mögliche Krebserkrankung des 53 Jahre alten Konzernchefs ist die Aktie des i-Phone-Herstellers in der Nacht zu gestern um elf Prozent abgesackt. Die Angst geht um am Firmensitz im kalifornischen Cupertino und an der Börse, dass Apple plötzlich kopflos dastehen könnte.
Die "New York Post", nicht gerade als seriöses Börsen-Insiderblatt bekannt, spekulierte in ihrer Montagsausgabe über Steve Jobs’ Gesundheitszustand, der vor fast genau vier Jahren den Kampf gegen den Krebs gewonnen hatte. Bei einer Konferenz im Juni erschien Jobs "dünn und ausgemergelt", will die Zeitung aus Managementkreisen erfahren haben.
"Die Hedgefonds-Investoren sind sehr besorgt", zitierte das Blatt eine ungenannte Quelle von der Wall Street. Der Konzern beschwichtigte: Jobs habe lediglich unter einer normalen Infektion gelitten, die mit Antibiotika behandelt wurde. Apple-Finanzchef Peter Oppenheimer wiegelte alle weiteren Fragen ab: "Steves Gesundheit ist seine Privatangelegenheit."
Nichtsdestotrotz schossen Spekulationen ins Kraut, die auch die Aktionäre beeinflussten. In unzähligen Internet-Blogs rätselten Insider, ob der Mann einfach gerne schlank sei oder tatsächlich die Krankheit an ihm nage.
Die Frage wird freilich ein Rätsel bleiben - denn so nah lässt Steve Jobs niemanden an sich heran. Dass sich Jobs im Juli 2004 in einer schwierigen Operation einen Tumor aus der Bauchspeicheldrüse entfernen ließ, erfuhr die Öffentlichkeit am Tag danach.
Damals schrieb er von seinem Krankenbett aus an seine weltweit rund 23700Mitarbeiter in einer E-Mail: "Ich werde mich diesen Monat erholen, und im September bin ich wieder bei der Arbeit." Es klang so, als wollte der Vater seine besorgten Kinder beruhigen.
Tatsächlich ist Steve Jobs eine Vaterfigur für die Apple-Belegschaft. Manche sagen: ein Übervater. Schließlich hat der Mann den Konzern gleich zweimal erfunden. Einmal 1976 - damals brachte der gerade 21 Jahre alte Studienabbrecher gemeinsam mit dem befreundeten Tüftler Stephan Wozniak die Computerrevolution ins Rollen.
Ein zweites Mal 1997 - da kehrte er als Retter zurück, nachdem er 1985 im Streit gegangen war und Apple daraufhin bis an den Rand des Ruins heruntergewirtschaftet worden war.
Steve Jobs ist einer der letzten Patriarchen in der Unternehmenswelt. Einer, der zwar ideenreich, aber auch stur ist. Einer, der dynamisch und mitreißend, aber auch herrschsüchtig ist. Aus diesem Grund sorgen sich Szenekenner auch darum, dass der 53-Jährige bislang keinen Nachfolger aufgebaut habe.
Der Firmengründer betont zwar gebetsmühlenartig, dass es bei Apple genügend gebe, die seinen Job machen könnten. Doch wer kann die gleiche Aura verbreiten? Apple ist nun mal Steve Jobs.