Preisgekrönte Kunstwerke aus Wuppertal
Lutz Menze gestaltet Briefmarken zu besonderen Anlässen — wie der WM.
Wuppertal. Nach seiner Briefmarkensammlung wird Lutz Menze selten gefragt. Dabei schlummern in den dicken, ledergebundenen Alben des Wuppertaler Grafikers besondere „Schätzchen“. Die WM-Sonderbriefmarke ist sein aktuelles Prunkstück — Menze hat sie selbst gestaltet, samt Poststempel.
Der Mann, der die WM-Marke schuf, spielt Tennis statt Fußball. Er ist groß, hat eine sportliche Figur und trägt eine schwarze Brille. Puristisch ist sein Büro im „Westflügel“, wie er den Teil seines Altbaus in Wuppertal-Elberfeld scherzhaft nennt.
Rund 100 Briefmarkengestalter gibt es in Deutschland, schätzt das Bundesfinanzministerium, das die Marken herausgibt. Lutz Menze hat sich unter ihnen einen Namen gemacht. Seit 1997 entwirft der Grafikdesigner die klebenden Kunstwerke. Viele seiner mehr als 30 Entwürfe sind preisgekrönt.
Sein neuestes Werk ist eine Sondermarke zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkriegs. Zusammen mit seiner Wuppertaler Kollegin Astrid Grahl entwickelte er das Motiv. Es zeigt auf einem grau gestalteten Hintergrund das Antikriegsplakat der Künstlerin Käthe Kollwitz: eine Frau mit mahnend hochgestrecktem Arm und den Spruch „Nie wieder Krieg“. Die 75-Cent-Marke erscheint am 7. August.
Das Spezialgebiet von Menze sind aber Sportthemen. Er gestaltete Serien zu den Olympischen Winterspielen 2002 und im Vorfeld der Fußball-WM 2006. Die Anfrage für die diesjährige WM-Marke kam während des Turniers. „Natürlich fühle ich mich geehrt“, sagt der 56-Jährige.
Menze ließ all seine andere Arbeit ruhen, um WM-Marke und Poststempel zu entwerfen. Schließlich musste schnell gelingen, was sonst ein halbes Jahr Vorlauf braucht. „Franz Beckenbauer sagte mal zu mir, dass Briefmarken zum Thema Fußball sicher einfach zu gestalten seien. Nachträglich würde ich ironisch antworten: Gegen Ghana zu gewinnen, ist auch leicht“, sagt Menze.
Für 200 Euro hat er schon Nachschub seiner WM-Marke bestellt. Nicht fürs Album, sondern zum Frankieren seiner Geschäftspost. lnw/Red