Putin besucht Perm - Zahl der Toten steigt weiter
Moskau (dpa). Nach der verheerenden Brandkatastrophe in der russischen Stadt Perm ist die Zahl der Toten auf 118 gestiegen. Fünf Schwerverletzte seien in der Nacht zum Dienstag in Kliniken gestorben, teilten die Behörden in Moskau nach Angaben der Agentur Interfax mit.
Regierungschef Wladimir Putin versprach bei einem überraschenden Besuch am Unglücksort den Opfern und Hinterbliebenen umfassende und schnelle Hilfe.
Bei einem Treffen mit Lokalpolitikern kritisierte er den Brandschutz im Land als "nicht optimal". Den Besitzern des ausgebrannten Nachtclubs warf das frühere Staatsoberhaupt erneut grobe Fahrlässigkeit vor. Die Unternehmer hätten "gegen alles verstoßen, wogegen man nur verstoßen konnte", sagte Putin. Er könne nicht verstehen, wie in einem geschlossenen Raum ein Feuerwerk gezündet werden konnte.
"Und das mit Feuerwerkskörpern, auf denen deutlich auf Russisch steht, diese nicht in geschlossenen Räumen zu zünden", kritisierte der Ex- Kremlchef und hielt demonstrativ einen Böller in die Kameras des Staatsfernsehens. Putin war in der Nacht zum Dienstag zu einem unangemeldeten Besuch in Perm rund 1400 Kilometer östlich von Moskau eingetroffen. Am Ort der Tragödie legte er einen Strauß roter Rosen nieder und gedachte einen Moment schweigend der Opfer.
In dem Lokal "Lahmendes Pferd" in Perm hatten in der Nacht zum Samstag etwa 250 Menschen gefeiert, als Funken eines Feuerwerkes auf die mit Reisig behangene Decke übergriffen. Die meisten Opfer wurden zu Tode getrampelt oder erstickten. Mehr als 100 meist junge Menschen wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft erhob unter anderem gegen den Betreiber und die Geschäftsführerin des Nachtclubs Anklage wegen fahrlässiger Tötung. Der russische Ministerpräsident kündigte Änderungen des Strafgesetzes an, Geschäftsleute sollten künftig stärker haften.
"Wir müssen die Gesetzgebung verbessern." Den Familien der bei der Katastrophe Getöteten sagte er je 500 000 Rubel (11 000 Euro) Soforthilfe sowie den Verletzten je 400 000 Rubel (9000 Euro) zu. In Krankenhäusern in Moskau, St. Petersburg und Tscheljabinsk wurden noch immer dutzende Schwerverletzte versorgt. Die meisten Opfer hatten schwere Brandverletzungen erlitten.
Moskaus Bürgermeister Juri Luschkow kündigte an, dass die Stadtverwaltung die Hotelkosten für die Angehörigen übernehme, die ihre Verwandten in Moskauer Kliniken besuchen. In Russland kommen bei Bränden immer wieder viele Menschen ums Leben, da oft elementare Sicherheitsregeln missachtet werden. Nach Medienangaben sterben jedes Jahr mehr als 17 000 Menschen im Riesenreich bei Feuerkatastrophen.