Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider: Urlaubsglück mit der Familie

Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider schöpft wieder Kraft.

Düsseldorf/Wuppertal. Nikolaus Schneider (65) ist Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, die gut 25 Millionen Mitglieder hat. Der pensionierte Pfarrer und ehemalige rheinische Präses studierte einst in Wuppertal, lernte hier seine Frau Anne kennen und übt nun das höchste evangelische Kirchenamt in Deutschland als Ehrenamt aus. Mit ihm sprachen wir über das Thema Urlaub.

Herr Schneider, man hört hin und wieder von Menschen, die auf Urlaub gar nicht angewiesen sind, sich schnell langweilen. Wie sieht das bei Ihnen aus? Brauchen Sie überhaupt Urlaub?

Nikolaus Schneider: Ja, natürlich. Urlaub ist ja eine Zeit, äußere Distanz zu schaffen, abzuschalten, aus dem Getriebe des Alltags herauszugehen, um zweierlei zu erreichen: Erstens: Kraft zu schöpfen, körperliche und geistige Kraft. Zweitens: um nach sich selber zu fragen und um selber nicht verloren zu gehen im Getriebe des Alltags. Und sich auch selber wieder neu zu verankern, der Existenz auch wieder einen ganz festen Grund zu geben.

Welche Frage(n) stellen Sie sich im Urlaub?

Schneider: Zum Beispiel: Wie ist das Verhältnis zwischen meinem Einsatz für die Kirche und meinem Leben mit meiner Frau und meiner Familie? Wie gleiche ich das so aus, dass das, was ich in meinem Dienst verkündige, nicht unglaubwürdig wird durch mein persönliches Leben?

Was macht für Sie Urlaubsglück und Glück generell aus?

Schneider: Urlaubsglück erlebt man mit Menschen, Zeit zu haben mit meiner Frau zum Gespräch. Aber eben auch Kinder und Enkelkinder erleben zu können — das ist großartig. Auf Föhr haben wir das jüngst erlebt. Ich treibe aber auch sehr gerne Sport. Nach dem Sport so richtig kaputt zu sein, ist auch ein Wohlgefühl. Ich bin ja alter Sportler und kenne das noch vom Fußball sehr gut (spielte bis zur A-Jugend bei einem Duisburger Verein, freut sich, wenn Borussia Dortmund gewinnt; Anm. d. Red.). Wenn man konzentriert zur Sache geht und das Spiel gelingt, dann ist das schon eine Glückserfahrung. Die habe ich aber auch, wenn ich mich mit einem Buch auseinandersetze und merke, dass da über ein Schicksal berichtet wird, an dem ich Anteil nehmen kann, an dem ich mich auch ein Stückchen selber erkenne, an dem ich für mich kläre, wie ich mich in dieser Situation verhalten würde.

Natürlich freuen sich viele Urlauber über Sonne, Strand und Meer. Welchen Tipp haben Sie außerdem, um zufrieden in den Ferien zu sein?

Schneider: Also, da sage ich: Schaut doch mal an den Urlaubsorten nach, was die dortigen Kirchengemeinden machen und lasst euch mal einladen, geht mal in einen Gottesdienst oder zu anderen Abenden und Veranstaltungen. Das sind Anstöße, die uns helfen, dann auch mal wieder bei uns selber anzukommen.

Welche Rolle spielt Gott speziell im Urlaub für Sie?

Schneider: Dadurch, dass wir intensiver wieder nach uns selber fragen, fragen wir ja im Grunde nach Gott. Denn das ist ja das Wesentliche aller Theologie, dass wir wissen, Gott ist Gott, der Mensch ist Mensch, aber der Mensch ist Gottes Schöpfung, das ist seine Würde. Und so fragen wir in der Besinnung auf das menschliche Leben immer auch nach Gott. Damit wir für das menschliche Leben die richtigen Dimensionen immer wieder neu gewinnen können.