Rheinschiff schlägt nach Fahrfehler leck
Karlsruhe/Rastatt-Plittersdorf (dpa) - Ein Lotse hat ein Kreuzfahrtschiff auf dem Rhein bei Karlsruhe zu nahe ans Ufer gelenkt und fast versenkt. 158 Menschen an Bord der „Bellriva“ konnten in der Nacht zum Dienstag unverletzt gerettet werden.
Das Schiff schlug leck, nachdem der 78 Jahre alte Lotse nach Ansicht der Karlsruher Wasserschutzpolizei zu weit nach rechts geraten war und mit dem Schiff drei Buhnen gerammt hatte, mit denen der Wasserstrom reguliert wird. Nur wenige Stunden später verunglückten zwei Frachtschiffe nicht weit entfernt von der ersten Unglücksstelle.
Die „Bellriva“ fuhr für eine holländische Reederei und war auf dem Weg von Basel nach Köln. Die Fahrgäste wurden nach dem Unfall mit Bussen nach Köln gefahren. Der Schaden an dem Schiff wird auf eine halbe Million Euro geschätzt. Gegen der Lotsen wird wegen fahrlässiger Gefährdung des Schiffsverkehrs ermittelt. An Bord waren 115 Passagiere und 43 Besatzungsmitglieder
Warum der Mann an das Ufer fuhr, war zunächst unklar. Die Fahrrinne ist an der Unglücksstelle in Höhe Rastatt-Plittersdorf 90 Meter breit. „Eine Kollision mit einer Buhne ist da wirklich nicht vorgesehen“, sagte der Leiter der Wasserschutzpolizei, Robert Hellmann.
Die Buhnen waren wegen des höheren Wasserstandes von etwa fünf Metern überspült und nicht sichtbar. Sie sind jedoch in den Schifffahrtskarten verzeichnet. Das Personal sowie die Passagiere wurden zu dem Unfallhergang befragt, hieß es. Zwei Menschen mussten wegen Kreislaufbeschwerden und anderen Vorerkrankungen ins Krankenhaus gebracht werden.
„Wir wurden um halb vier wachgerüttelt“, sagte Passagierin Marianne Sorsak (54) über den Zusammenstoß. „Erst dachte ich, wir seien in eine Schleuse gefahren, aber das Geräusch kam von unten, da hatte ich schon ein komisches Gefühl im Bauch“, erzählte die Belgierin. „Die Crew hat uns beruhigt. Etwa um 4 Uhr kam die erste Durchsage, wir mussten alle nach oben“, sagte der 75-jährige Siegfried Schmitz. „Panik hatten wir keine, keiner hat geweint oder geschrien, jeder war gelassen“. Die Crew habe ruhig und besonnen reagiert.
Das Wasser in dem havarierten Schiff stand nach Polizeiangaben „bis zum unteren Fensterrand etwa 1,50 bis 1,70 Meter hoch“. Es konnte jedoch noch aus eigener Kraft bis zum Karlsruher Hafen fahren. Dort entdeckten Taucher drei Lecks in einer Größe von 10 bis 15 Zentimetern und einen Haarriss auf einer Seite des Schiffes. Ihnen gelang es, Stahlplatten anzuschweißen und die Lecks zu schließen. Das Schiff kann voraussichtlich dennoch nicht mehr aus eigener Kraft weiterfahren, da bei dem Zusammenstoß auch die Antriebsschrauben beschädigt wurden, teilte die Polizei mit.
Der Treibstoff war nach dem Leck sofort auf die unversehrte Seite des Schiffes verlagert worden, um es zu stabilisieren. Außerdem wurde ständig Wasser abgepumpt. Bis zu 6000 Liter Wasser pro Minute seien von einem Hafenschlepper und sechs Pumpen der Feuerwehr abgesaugt worden. Spezialschiffe entsorgten auch ein Wasser-Öl-Gemisch, das sich im Bauch der „Bellriva“ angesammelt hatte.
Der Sprecher des Veranstalters „1AVista“, Hagen Mesters, zeigte sich zusichtlich, dass das Schiff bereits für die nächste „Rhein Romantik“-Kreuzfahrt am 25. April wieder flott gemacht werden kann. Das sei im Moment jedoch zweitrangig - jetzt zählten vor allem die Passagiere. „Erstmal wollen wir, dass es den Leuten gutgeht und sie dort ankommen, wo sie hinwollen.“ Eine siebentägige Rheinkreuzfahrt kostet im Schnitt rund 900 Euro.
Der zweite Schiffsunfall ereignete sich auf Höhe des Rheinstrandbades Karlsruhe. Dort kollidierten ein Gütermotorschiff und ein Tankmotorschiff, wie die Polizei mitteilte. Die Ursache ist noch unklar. Beide Schiffe wurden auf der Backbordseite beschädigt, Wasser drang nicht ein, verletzt wurde niemand. Den Schaden schätzte die Polizei auf 100 000 Euro. Gegen die Schiffsführer wird ermittelt.