Scharfschütze tötet Häftling bei Hofgang
In dem überbelegten Gefängnis mit 300 Häftlingen für 200 Plätze bei Grenoble brach ein Tumult aus.
Grenoble. Den Moment des Hofgangs hatte der Schütze geduldig abgewartet. Er hockte am Sonntag im Gebüsch eines Hügels und hatte freie Sicht auf den Innenhof der Haftanstalt von Varces bei Grenoble. Dann drückte er fünfmal ab. Tödlich getroffen sackte der 33-jährige Sghair Lamiri zusammen. In dem überbelegten Gefängnis mit 300 Häftlingen für 200 Plätze brach ein Tumult aus. Erst am frühen Montagmorgen hatten Polizei und Feuerwehr die Lage wieder unter Kontrolle.
Den mutmaßlichen Schützen konnte die Polizei rasch festnehmen. Auf einem Motorrad mit gefälschtem Kennzeichen hatte er sich aus dem Staub machen wollen. In seinem Besitz fand die Polizei ein Jagdgewehr mit Präzisions-Zielfernrohr. Dennoch bestritt der 58-Jährige, der bislang nur als Einbrecher bekannt war, eine Beteiligung an der Tat.
Für die Ermittler drängt sich der Verdacht eines Auftragsmordes auf. Lamiris Bruder war 2003 im Großraum Grenoble ebenfalls erschossen worden. Dort häuften sich zuletzt die blutigen Abrechnungen im Drogen- und Zuhältermilieu. Lamiri, der im Juli wegen bewaffneten Raubüberfalls zu acht Jahren Haft verurteilt worden war, sollte dazu verhört werden. Offenkundig hatte jemand im Milieu ein Interesse, ihn zum Schweigen zu bringen.