Schumacher: Aufwachen kann sehr lange dauern

Der Formel 1-Rekordweltmeister wird aus dem künstlichen Koma geholt. Krefelder Chefarzt: „Vorgehen ist üblicher Ablauf.“

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Grenoble/Krefeld. Michael Schumacher (45) wird langsam aus dem künstlichen Koma geholt. Rund einen Monat nach dem Ski-Unfall des Formel-1-Rekordweltmeisters sagte seine Managerin Sabine Kehm gestern: „Michaels Narkosemittel werden seit kurzem reduziert, um ihn in einen Aufwachprozess zu überführen, der sehr lange dauern kann.“ In einer Stellungnahme erklärte sie: „Es war ursprünglich die klare Absprache zwischen allen Beteiligten, diese Information zum Schutz der Familie erst zu kommunizieren, wenn sich dieser Prozess konsolidiert hat.“

Das bis dahin letzte offizielle Statement hatte es am 17. Januar gegeben. Darin hatte es geheißen, dass Schumachers Zustand weiter stabil sei, von den Medizinern aber als kritisch angesehen werde. Berichte zum Gesundheitszustand wird es auch künftig nur wenige geben: „Über Zwischenschritte werden wir keine Auskunft geben.“

Erneut bat die Familie darum, ihre Privatsphäre zu achten. Sie rief auch dazu auf, das Arztgeheimnis zu respektieren und „die behandelnden Ärzte nicht in ihrer eigentlichen Arbeit zu stören“. Gleichzeitig bedankte sie sich für die Anteilnahme.

Michael Schumacher hatte sich am 29. Dezember ein schweres Schädel-Hirn-Trauma zugezogen, als er im französischen Wintersportort Méribel wenige Meter neben der Piste bei einem Sturz mit dem Kopf auf einen Felsen geprallt war.

Die Einleitung des Aufwachprozesses könne man weder „als positives noch als negatives Zeichen sehen“, sagte Michael Stoffel, Chefarzt für Neurochirurgie am Helios-Klinikum Krefeld, den wir nicht zum Fall Michael Schumacher, sondern grundsätzlich zur Erkrankung befragt haben.

Der Aufwachprozess gehöre zum üblichen Ablauf bei Hirnverletzungen — wenn das Hirn wieder abgeschwollen sei und es „vom restlichen Körper her, etwa von der Lunge, keinen Grund mehr für die Narkose gibt“. Riskant sei das Aufwachen nicht, sagt Stoffel, insbesondere wenn man sich in den Händen erfahrener Intensivmediziner befinde, wie es bei Schumacher der Fall sei. Wenn der Druck im Hirn steige, würde man den Aufwachprozess verschieben.

Häufig würden die Narkosemittel allmählich reduziert, damit der Patient geordnet erwachen könne. Das Erwachen sei aber in jedem Fall langsam. Wie lange es dauert, könne man nicht vorhersagen. Das hänge einfach davon ab, wie viel Wachheit ein Hirn leisten kann.

Die Ärzte lassen sich und dem Patienten Zeit, um zu sehen, wie gut er überhaupt wachwird. Falls das nicht klappt, werde mittels MRT und elektrophysiologischen Tests nach möglichen Verletzungen im Hirn, etwa am Hirnstamm und -balken gesucht. Aber selbst wenn Patienten zunächst nicht wachwerden, sind Überraschungen möglich. Als „Extrembeispiel“ hat Stoffel erlebt, wie ein junger Patient nach vier Monaten wieder zu sich gekommen sei. „Er hat sich gut erholt, spricht und läuft wieder.“