Datensicherheit Sechs Million Cyberangriffe auf das Land NRW
Innenminister Ralf Jäger will 60 zusätzliche Stellen und rund 8,3 Millionen Euro in die Datensicherheit der Verwaltung investieren.
Düsseldorf. Wenn die Landesregierung sich am Kabinettstisch von Hannelore Kraft in der Staatskanzlei trifft, müssen die Ministerinnen und Minister zuvor an einer Sammel-Box vorbei. Darin lagern bis zum Ende der Sitzung ihre Mobiltelefone und Tablet-Computer. „Das haben wir aus Sicherheitsgründen so vereinbart“, sagt NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) und lässt von zwei Spezialisten demonstrieren, wie leicht moderne Mobilgeräte zu manipulieren sind.
Allein im vergangenen Jahr zählte das Land mehr als sechs Millionen Cyberangriffe auf die Datensysteme des Landes. Davon seien 10 000 Angriffe professionell ausgeführt worden. So habe ein Angriff der Vergabe-Datenbank des Landes gegolten. Offenkundiges Ziel der Angreifer: Die Daten von Wettbewerbern und ihrer Angebote ausspähen. Seit Jahren unterhält der IT-Betrieb des Landes bereits ein „Computer Emergency Response Team“ für die Vorbeugung und Bekämpfung von Cyberangriffen, das als Task Force Angreifer erkennen und frühzeitig enttarnen soll.
Nicht nur die Zahl der Angriffe steige jedoch von Jahr zu Jahr, sie würden auch immer professioneller. Im Haushalt 2016 will Jäger 60 zusätzliche Stellen für Sicherheitsbeauftragte installieren, die für die Verbesserung der IT-Sicherheit sorgen sollen. Zusätzlich wolle man rund 8,3 Millionen Euro in die Verbesserung von Sicherheitskonzepten investieren.
Dabei geht es nicht nur um den technischen Schutz von rund 120 000 Personalcomputern und 20 000 Smartphones, die von der Landesverwaltung genutzt werden. „Wir wollen jetzt den Fokus auf den Menschen mit seinen Unachtsamkeiten und Unzulänglichkeiten richten“, so der Innenminister vor Journalisten — und lässt vorführen, wie gefährdet handelsübliche Mobiltelefone und wie unsicher die darauf installierten Programm-Apps sind.
So sind beliebte Apps teils sehr einfach manipulierbar. Jägers Spezialisten führen vor, wie sich in die „Tagesschau“-App der ARD gefälschte Nachrichten einspielen lassen, die wiederum zum Ausspähen von Passwörtern und Adressbüchern führen können. Mit verbotener Software lassen sich fremde Smartphones unbemerkt anrufen und so in Abhörgeräte verwandeln. Häufigste Voraussetzung: Der Angreifer muss kurz Zugriff auf das Telefon haben. Bester Schutz, so Jäger: „Geben Sie es nie aus der Hand.“ tüc