Shootingstar Lana Del Rey in Berlin

Berlin (dpa) - Sie wird schon in einem Atemzug mit Amy Winehouse genannt. Die amerikanische Sängerin Lana Del Rey hat einen Hype ausgelöst, noch bevor überhaupt ihr erstes Album erschienen ist. Mehr als sechs Millionen Mal wurde ihr Clip zu „Video Games“ bei Youtube angeklickt, der mit seiner Super-8-Optik und vielen Zitaten eine sentimentale Reise in eine Welt verlorener Träume ist.

Lana Del Rey ist der perfekte Retrostar. Sie passt mit ihrem Brigitte-Bardot-Schmollmund und den Diven-Locken in eine Zeit, in der sich nicht nur in der 60er-Jahre-Serie „Mad Men“ eine wohlige Nostalgie breitmacht.

Und an ihr lässt sich beobachten, wie heutzutage Stars heranwachsen: Erst kommt die Aufregung im Internet, dann steigen die Musikkritiker ein und berichten über die „Sensation“ im Netz. Die Plattenfirma lädt zu „Showcases“, ersten kleinen Konzerten. Lana Del Rey tritt am Montagabend im Roten Salon in der Berliner Volksbühne auf. Die Gästeliste ist heiß umkämpft, vor dem Theater suchen Fans nach Tickets. Fiebrige Erwartung liegt in der Luft.

Dann die dramatische Musik aus dem Hitchcock-Thriller „Psycho“, Lana Del Rey kommt auf die Bühne. Als „Gangsta-Nancy-Sinatra“ will sie die Popwelt erobern. Ihr Bühnenoutfit ist cremefarben, der Rock reicht übers Knie. Haut zeigen, das muss sie nicht. Das Publikum hängt ihr an den Lippen, als sie mit dunkel-samtiger Stimme ihre Hits „Video Games“ und „Blue Jeans“ singt. Dazu flimmern Bilder von Elvis und Kennedy, das Hollywood-Logo und Comic-Schnipsel auf zwei großen Ballons. Die Zuschauer zücken ihr Foto-Handy, vielleicht wird das einmal ein denkwürdiger Abend.

Das Konzert dauert nur 40 Minuten, es gibt keine Zugabe. Die Musik - Balladen, Glamour-Pop, gemischt mit leicht morbiden Beats - ist fast Nebensache. Lana Del Rey ist ein Gesamtkunstwerk, je nach Sichtweise total authentisch oder total inszeniert; singen kann sie. Eigentlich heißt sie Lizzy Grant. Ihr Künstlername erinnert an Lana Turner und das alte Automodell Ford Del Rey. Schon mit elf soll die 1986 in Lake Placid geborene New Yorkerin einen Kirchenchor geleitet haben und erste Lieder komponiert haben, später trat sie in Clubs in Brooklyn auf. So geht die Saga.

Berlin sei für sie, als ob sie nach Hause komme, hier habe sie ihren Vertrag unterzeichnet, sagt die Songwriterin beim Salon-Konzert. Im Januar erscheint ihr erstes Album, bei Universal Music, dem Label von Amy Winehouse und Lady Gaga. Die Songschreiber Eg White (Adele, Duffy) und Guy Chambers (Robbie Williams) machen mit. Es müsste schon mit dem Popteufel zugehen, wenn Lana Del Rey nicht die Charts stürmen wird.