Stadion-DJ Markus Haefs: Cashbar Club veröffentlicht erstes Album
Marcus Haefs kennt man als Stadion-DJ von Fortuna Düsseldorf. Im Interview verrät der Punker, warum er auch ein Fan von Pop-Musik ist.
Marcus Haefs (50), auch liebevoll „Opa“ genannt, ist vor allem deshalb bekannt, weil er seit Jahren den Stadion-DJ von Fortuna Düsseldorf gibt. Indes: Er ist auch seit den 70ern in der hiesigen Punkrockszene verwurzelt, gehört zum Freundeskreis der Toten Hosen - und ist Sänger in seiner eigenen Band Cashbar Club, mit der er nun das erste Album aufgenommen hat. Zeit also, sich mit dem Allrounder unter den Düsseldorfer Musikliebhabern zu treffen.
Herr Haefs, das Debütalbum Ihrer Band Cashbar Club ist draußen - und schon unken die ersten Hörer, man könne Ihre Düsseldorfer Nachbarn und Freunde, Die Toten Hosen, raushören.
Marcus „Opa“ Haefs: Ja. Aber das ist ja nichts Neues. Und es ist Blödsinn. Denn die Hosen stecken ja quasi überall drin, wo es mal einen „Ohoho“-Chor gibt.
Trotzdem: Nervt Sie das?
Haefs: Dadurch, dass ich die Hosen gut kenne und sehr mag, ist das für mich eher ein Kompliment. Wissen Sie: Man bewegt sich als Punkrockband natürlich in einer Akkordwelt, die relativ übersichtlich ist. Bei uns dreht es sich um The Clash, Sex Pistols, Chelsea und, ja, natürlich, auch die Hosen. Da ist ja auch eine gewisse geografische Nähe. Aber: Unser Gitarrist Dude würde sich doch nie hinstellen und sagen: „Ich spiele jetzt mal ein Riff wie Kuddel.“ Nein. Wir wollen uns generell nicht auf den einen, Punkrocksound festlegen. Es kann auch mal ein Rocksong dabei sein. Oder Reggae beziehungsweise Dub. Oder Pop.
Opa Haefs, der Punk, ist Pop-Fan?
Haefs: Ich bin ein absoluter Pop-Fan! Deshalb fand ich ja auch den 77er-Punkrock aus England so toll. Das waren Melodien. Das hatte alles einen gewissen Pop-Anspruch.
Sie haben als Produzenten für Ihr Debütalbum Vincent Sorg verpflichten können. Er produziert auch Die Toten Hosen und die Broilers und gilt so ein bisschen als westfälischer Rick Rubin. Wie war es mit ihm?
Haefs: Das war wunderbar. Da haben uns natürlich die Hosen schon ein bisschen nachgeholfen. Entsprechend waren wir gut vorbereitet. Wir wollten ja nicht als Dilettanten dastehen. (lacht) Vincent Sorg selber lässt sich erfahrungsgemäß nur ungern in die Karten und ins Studio schauen.
Seien Sie doch mal ein bisschen Mäuschen. Was passiert bei ihm im Studio?
Haefs: Vincent fängt morgens pünktlich um 10 Uhr an und erwartet, dass man selber pünktlich ist. Und um 18 Uhr schließt er ab und sagt: „Jetzt ist Feierabend. Jetzt gehe ich rüber zum Hof zu meiner Familie. Die ist ja auch noch da.“ Und das zwingt einen dazu, konzentriert bei der Sache zu sein.
Nichts mit Party-Band-Romantik?
Haefs: Nein. Absolut nicht. Das war wirklich eine Woche lang durchgehend konsequente Arbeit. Und Vincent hat uns stets offen seine Meinung gesagt. Es gab Momente, da hieß es: „Jungs, das seid ihr nicht.“ Und er hat uns manchmal gedeckelt, wenn wir mal wieder zu viele Ideen hatten und zu viel experimentieren wollten. All das war sehr angenehm. Auch weil wir als Bandmitglieder alle aus verschiedenen Stilrichtungen kommen. Sven kommt mehr aus dem Grunge und hat früher in einer Jam-Band gespielt. Dude hat Punkrock mit Male gemacht, aber auch im Pop Erfahrung. Peer ist echter Musiker, lebt davon. Und all das führte dazu, dass wir uns in Sachen Musik unter Vincents Anleitung gegenseitig befruchtet haben.
Gab es Streit?
Haefs: Natürlich gab es auch mal Momente, in denen ich kurz davor war, alles hinzuschmeißen, die Band aufzulösen und zu brüllen: „Leute! Das ist nicht mehr mein Sound!“ Einfach, weil es eben eine unheimlich persönliche Angelegenheit ist, so ein Album aufzunehmen. Aber: Wenn es einmal knallte, dann haben wir hinterher zusammen gekocht und bei einem Glas Wein zusammengesessen - und gut war’s.
(Das Cover des neuen Cashbar Club-Albums. (Foto: Cashbar Club))
Nun mussten Sie 50 werden, um Ihr erstes Album zu veröffentlichen. Warum hat das nicht früher geklappt?
Haefs: Es hat sich nie ergeben. Und auch wenn es jetzt etwas albern klingt, weil ich ja nie der Riesen-Sänger oder Riesen-Musiker war: Ich war noch nie jemand, der etwas Halbgares macht. Ich hätte damals beispielsweise mit meiner Band Young Stars eine Platte aufnehmen können. Aber als ich mir die Demos der Songs anhörte, war mir klar: Das geht nicht. Ich war damit total unglücklich, weil das alles so dahingeschlufft war. Also habe ich es sein lassen - und wir haben uns aufgelöst. Danach habe ich selber lange keine Musik mehr gemacht, sondern eher Konzerte veranstaltet.
Und wie kamen Sie zurück zur Musik?
Haefs: Als Fortuna Düsseldorf eine Hymne suchte. Und die, die fast ausgewählt wurde, war so schlecht, dass ich den Verantwortlichen, zu denen ich damals schon einen guten Draht hatte, sagte: „Um Himmels Willen! Das geht nicht!“ Dann hieß es: „Dann mach’ es doch besser.“ Also trommelte ich ein paar Freunde zusammen, sagte ihnen: „Wir müssen mal schnell eine Band gründen.“ Und am Ende standen Die 95er und unser Song „95, olé“.
Der nächste Schritt wäre nun: Sie als Stadion-DJ der Fortuna spielen den aktuellen Profis Ihre Songs vor.
Haefs: Eher nicht. Um die Spiele herum natürlich. Da können Sie sicher sein. (lacht) Aber den Profis? Nein. Mit den aktuellen Spielern habe ich ja auch nichts mehr zu tun. Die älteren wie Oli Fink oder Axel Bellinghausen kennen mich noch. Aber die anderen denken sich eher: „Was ist das für ein Zausel da?“ Außerdem: Je höher die Liga, umso anders aufgestellt sind die Spieler musikalisch…
Was genau bedeutet?
Haefs: Die früheren Spieler, die zu Oberligazeiten, haben gerne auch mal Rock gehört. Aber die heutigen Profis? Nein. Da spielt R&B eine große Rolle. Aber nicht der gute alte, wie ihn zum Beispiel Marvin Gaye gesungen hat. Sondern eher dieser weichgespülte neue. Mit dem Cashbar Club brauche ich denen nicht anzukommen. Rock ist da kein Thema.
Hat Ihr Freund Campino Ihre neue Platte eigentlich schon gehört?
Haefs: Ja. Ich habe sie ihm im Auto auf der Fahrt zum Spiel der Fortuna in Duisburg vorgespielt - und er fand sie gut.
Hört sich gut an. Aber: Wie ehrlich ist denn seine Meinung als Ihr Freund?
Haefs: Wir gehen jetzt nicht täglich zusammen in die Sauna, aber Campino ist sehr ehrlich. Wir waren das immer schon dem andern gegenüber. Ich habe ihm gegenüber beispielsweise nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich seinen Song „Zehn kleine Jägermeister“ absolut schrecklich finde. Das weiß er. Als ich mal mit einem Kumpel, der den Song genauso wenig mag und der die Band auch gut kennt, beim Hosen-Konzert in Köln war und Campino das Stück ankündigte, sagte er: „Jetzt kommt ein Song bei dem ich weiß, dass zwei Freunde rausgehen werden. Opa, es wäre schön, wenn ihr hinterher wieder reinkommen würdet.“ (lacht)
Ein letztes Mal zu den Hosen: Sie haben 2013 mit dem Cashbar Club schon einmal deren Tourabschluss-Konzert in der Arena eröffnet. Am 12. und 13. Oktober ist die Band wieder dort zu Gast. Sind Sie auch wieder dabei?
Haefs: Wir wurden bislang leider nicht gefragt und gehen deshalb davon aus, dass wir dieses Mal wohl nicht dabei sein werden. Sie sagen „leider“. Sind Sie enttäuscht? Haefs: Enttäuscht wäre zu viel. Sagen wir mal so: Wir finden das schade.
Info:
Marcus „Opa“ Haefs gründete den Cashbar Club 2010 eigentlich nur für ein Benefizkonzert. Aktuell besteht die Gruppe neben Haefs aus dem Gitarristen Der Dude, dem Bassisten Peer Plex sowie dem Schlagzeuger Sven Sternator.
Die Musiker gaben bereits zahlreiche lokale, regionale und überregionale Konzerte, unter anderem gemeinsam mit Slime, The Lurkers, The Boys oder CJ Ramone. Höhepunkt war sicherlich die Show im Vorprogramm der Toten Hosen in der Arena im Jahre 2013.
Das Debütalbum „Welcome To The Cashbar Club“ ist ab Freitag, 11. Mai, überall im Handel erhältlich und wird am selben Tag ab 19.30 Uhr bei einem Konzert im Haus der Jugend (HDJ) an der Lacombletstraße vorgestellt, bei dem auch die argentinische Band Argies auftritt. Karten gibt es im Vorverkauf für 13 Euro über die Internetseite des HDJ (siehe unten) sowie im Plattenladen „Hitsville“ in der Altstadt (Wallstraße 24). Der Eintritt an der Abendkasse kostet 15 Euro.