Rechte Tendenzen Umstrittene Band „Frei.Wild“ soll im Düsseldorfer ISS-Dome spielen

Die städtische Tochter DCSE hat den Dome für den 27. April an die Rockgruppe vermietet, die wegen rechter Tendenzen umstritten ist. Aus der Düsseldorfer Musikszene kommt ein ungewöhnlicher Vorschlag dazu.

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Düsseldorf steht erneut vor dem Dilemma, wie es mit Rechtspopulismus umgehen soll: Schweigen und keine Plattform bieten oder protestieren und ablehnen? Diesmal ist die Stadt — anders als etwa beim AfD-Wahlkampfauftakt — nah an der Ursache der Debatte. Die städtische Tochter Düsseldorf Congress Sport & Event (DCSE) vermietet den Dome am 27. April für ein Konzert der Rockband „Frei.Wild“. „Die Gruppe hat seperatistisch-nationalistische Anklänge in ihrem Liedgut und rechtsaffine Anhänger im Publikum“, erläutert der Düsseldorfer Rechtsextremismus-Forscher Alexander Häusler. Wegen dieser rechten Tendenzen und der konsequenten Weigerung, sich davon zu distanzieren, steht die Band in der Kritik. Die Grünen in Bremen fordern sogar ein Auftrittsverbot.

DCSE-Geschäftsführer Michael Brill weist solche Forderungen zurück: „Wir haben da gerade als öffentliche Veranstaltungsstätte kaum Spielraum — wenn nicht der Verfassungsschutz Bedenken hat“, sagt er. Er sei auch kein Intendant, wolle gar nicht programmatisch bestimmen, wer den Dome oder die Arena mieten dürfe und wer nicht: „Voraussetzung ist natürlich immer, dass alle unsere Regeln eingehalten werden, dazu haben sich auch im Fall Frei.Wild die Veranstalter verpflichtet“, so Brill. Heißt: Verbotene Symbole oder Parolen darf es im Dome nicht geben, „sonst können wir von unserem Hausrecht Gebrauch machen“.

In der Düsseldorfer Musikszene wird der Auftritt von allen Seiten erörtert. „Viele Leute sagen ja gerne, man müsse sich diese Texte nur mal richtig anschauen. Da stünde all das gar nicht drin. Da kann ich nur sagen: Doch, liebe Leute! Wenn ich mir die Texte anschaue, dann steht genau das da drin“, sagt Sebastian Beyer, Sänger der Gruppe „Massendefekt“.

Er ergänzt aber auch: „Was würde denn passieren, wenn gegen den Auftritt protestiert wird? Die Band würde im Zweifelsfall eben woanders spielen. Und sie hätte mal wieder die von ihr einkalkulierte Aufmerksamkeit.“

Marcus „Opa“ Haefs, Stadion-DJ der Fortuna und Mitglied der Band „Cashbar Club“, sieht das ähnlich. „Warum demonstrieren wir nicht für was anderes?“, fragt er. Er denke da an ein Konzert, das am Abend des Frei.Wild-Auftrittes an anderer Stelle stattfinden könne. Ein Konzert im Zakk oder im Haus der Jugend mit Düsseldorfer Musikern, die zeigen: „Schaut her! Wir sind die schöne Seite Düsseldorfs. Wir haben die bessere Musik. Wir haben die netteren Menschen.“

Anders als in Bremen sind die Grünen in Düsseldorf nicht kategorisch gegen den Auftritt der Südtiroler Band: „Für uns ist der Rechtsstaat der Maßstab, und dann ist es schwierig, ein Verbot zu fordern“, sagt Clara Gerlach, die kulturpolitische Sprecherin.

Aber die DCSE solle besser überlegen, wen sie in ihre Hallen holt: „Auch wenn man gerne ein volles Haus hat — für das Wohl der Stadt wäre eine Absage besser gewesen.“ Wolfgang Scheffler will das Thema in der nächsten Aufsichtsratsitzung der DCSE aufs Tapet bringen.

Für Klaus Mauersberger von der CDU ist das alles schon zu viel der „Publicity-Ehre“: „Wenn man deren Auftritt verbieten will, erreicht man doch nur das Gegenteil, weil diese Gruppe dann erst recht Aufmerksamkeit kriegt. Nicht-Beachten ist besser, das habe ich auch bei der AfD immer so gesehen.“ “ Kommentar S. 18