Rheinoper in Düsseldorf Generalmusikdirektor Kober über musikalische Dimensionen von Richard Wagners „Walküre“

Die Rheinoper in Düsseldorf setzt die Neuinszenierung von Richard Wagners „Ring“ mit der "Walküre" fort. Generalmusikdirektor Axel Kober spricht mit der WZ unter anderem über die musikalische Handschrift von Wagners "Ring" und was die "Walküre" auszeichnet.

Foto: Susanne Diesner

Herr Kober, hat der „Ring“ eine ganz eigene musikalische Handschrift im Vergleich zu anderen Werken Richard Wagners?

Axel Kober: Die Musik im „Ring“ folgt sehr dicht dem dramatischen Verlauf der Handlung, unter anderem durch starke Illustrationen im Orchester. Beispielsweise direkt zum Beginn der „Walküre“, wenn Siegmund während eines gewaltigen Gewitters auf der Flucht ist. Im Vergleich zu Wagners Frühwerken ist dies wesentlich ausgereifter.

Aber beim „Fliegenden Holländer“ gibt es doch auch allerhand Tonmalerei, oder?

Kober: Ja, allerdings kommt der „Holländer“ noch sehr aus der klassischen Operntradition bei der „Nummern“ wie Arien, Duette, Chor- oder Ballettszenen aneinandergereiht sind.

Welche Stellung nimmt der „Ring“ in Wagners Schaffen ein?

Kober: Er ist das zentrale Werk. Wagner hat in einem Zeitraum von 25 Jahren daran gearbeitet. Die vier Stücke sind sehr unterschiedlich, und trotz der Veränderungen im Kompositionsstil entsteht eine einheitliche Musiksprache. Dies schafft Wagner durch die Verwendung zahlreicher Leitmotive, die er ursprünglich „Erinnerungs-Motive“ nannte. Im „Rheingold“ ist das Wort noch dominant, während in der „Walküre“ die Musik wieder mehr in den Vordergrund tritt - man findet in sich abgeschlossene musikalische Passagen wie beispielsweise den Walkürenritt oder Siegmunds Liebeslied „Winterstürme wichen dem Wonnemond“. Und mit Beginn des dritten Akts „Siegfried“ entwickelt Wagner einen ganz neuen Orchesterklang.

Was zeichnet dabei „Die Walküre“ aus?

Kober: „Die Walküre“ ist das Stück, in dem viele Entscheidungen fallen. Was danach passiert, ist logische Konsequenz daraus. Obwohl „Die Walküre“ als flammende Liebesoper bekannt ist, wird hier die Liebe vor allem auch zerstört: die zwischen Siegmund und Sieglinde, aber auch Fricka verliert endgültig die Liebe ihres Mannes. Außerdem verliert Wotan mit dem Tod Siegmunds seinen Sohn und mit der Verbannung Brünnhildes seine Tochter.

Gibt es für das Orchester und den Dirigenten besonders gefährliche Klippen bei der musikalischen Realisierung der „Walküre“?

Kober: Klippen gibt es eigentlich in jedem Stück, was etwa Koordination und Balance anbelangt. Bei der „Walküre“ sind vor allem die Gesangspartien sehr anspruchsvoll, insbesondere Wotan und Brünnhilde. Für den Dirigenten entsteht dabei die Herausforderung, die Tempo-Struktur so zu gestalten, dass die Sänger sich wohlfühlen.

Und das Orchester darf wohl auch nicht die Sänger übertönen, oder?

Kober: In Düsseldorf ist das besonders schwierig, weil das Bühnenportal von den Sängern sehr viel Klang schluckt. Zum Glück sind in dieser Produktion akustisch schwierige Passagen von Regisseur Dietrich Hilsdorf gut positioniert. Das aus viel Holz hergestellte Bühnenbild von Dieter Richter reflektiert den Klang und unterstützt die Akustik ungemein. Wenn der Regisseur dafür kein Verständnis hätte und die Sänger sozusagen im Hofgarten singen lassen würde, wäre der „Ring“ hier nicht zu machen.

Wie schlagen sich denn die Sänger bei den Proben?

Kober: Simon Neil gibt sein Walküren-Wotan-Debüt und macht schon bei den Proben einen grandiosen Eindruck. Elisabet Strid und Corby Welch sind ein zauberhaftes Wälsungenpaar und Linda Watson ist für mich eine der besten Brünnhilden, die es gibt. Wir haben wirklich eine großartige Besetzung!