Sido und Bushido: Aus Feinden werden Partner

Berlin (dpa). Bushido (33) guckt gerne Bundestagsdebatten auf Phoenix und ist nach eigener Auskunft ein „Frauenversteher“. Schwulenfeindlich? Sei er nie gewesen, sagt der Rapper. „Ich habe auch schon mal Männer geküsst - zur Begrüßung.“

Auch sein Kollege Sido (30) ist jetzt erwachsen. Beide sind in einem Alter, in dem eine funktionierende Bandscheibe, Elternabende und Angelausflüge wichtiger sind als das Gangster-Image. Die Berliner Musiker haben das Kriegsbeil - im Szenejargon „Beef“ genannt - begraben. Das Geschäft geht vor.

Das erste gemeinsame Werk der beiden heißt „23“ - nach der Anzahl der Alben, die sie mittlerweile zusammengerechnet veröffentlicht haben. Am Montag sitzen die Alpha-Herren in Lederclub-Sesseln zwischen den Mauern der Zitadelle in Berlin-Spandau einträchtig nebeneinander.

Beide tragen zur Pressekonferenz Turnschuhe der gleichen Marke und graue Jeans. Bei Bushido hängt die Hose tiefer. Sido schaut durch eine seriöse schwarze Brille, die Zeiten mit Maske sind längst vorbei. Kumpelhaft posiert das Duo vor den Kameras. Bushido freut sich, als er auf seinem Handy die ersten Chart-Ergebnisse sieht.

Zur Einstimmung läuft das Video „So mach ich es“. Es gibt Action, Blut, Sex und Gewalt - natürlich nicht jugendfrei. Am Ende schießen die beiden Rapper aufeinander. Der Kontrast: Peter Maffay ist auf dem Album als Gaststar in „Erwachsen sein“ zu hören, der Adaption eines Rolf-Zuckowski-Stücks aus dem Musical „Tabaluga“. Harte-Jungs-Rap klingt anders.

Bushido hat keine Berührungsängste. Er hat auch schon ein Duett mit Karel Gott aufgenommen - seine erfolgreichste Single, sagt er. Sido musste sich mit dem Maffay-Stück erst anfreunden. Die Zusammenarbeit mit seinem einstigen Erzfeind fand er „spektakulär“. Und es gibt laut Bushido Gemeinsamkeiten: „Wir hassen beide die "Bravo"“. Konzerte sind in Berlin und Hamburg geplant, gemeinsam auf Tour gehen will das Duo aber nicht.

Sido kann der Fragerunde nicht viel abgewinnen. „Pressekonferenzen sind der größte Scheiß“, sagt er am Ende. Bushido redet eindeutig mehr als sein Geschäftskollege. Von Griechenland über die Piratenpartei bis zu den Anti-Wall-Street-Protesten, die ihn an eine „bescheuerte Facebook-Party“ erinnern: „Auf jede Frage gibt es 'ne Antwort“, sagt er selbst. Mit Rap will er privat nichts zutun haben. „Ich bin extrem gelangweilt von der deutschen Rap-Szene.“

Manchmal wirkt der Deutsch-Tunesier wie ein Streetworker. Ganz vom Elternschreck-Image lösen will er sich offensichtlich nicht. „Ich werde immer noch tagtäglich angezeigt“, erzählt Bushido. Dazu passt, dass ihm am selben Tag ein Gericht in München verbietet, über eine Teilnehmerin der TV-Show „Big Brother“ zu lästern. Sonst wird es 250 000 Euro teuer.

Ihre Feindschaft haben die beiden Rapper übrigens mit einem Handschlag beendet, so wie echte Kerle. Es gebe wenig Männer heutzutage auf dieser Welt, sagt Bushido. Er sei definitiv einer davon. Sido ergänzt: „Ich auch. Ich bin auch attraktiv.“