Siegfried Rauch: TV-Kapitän mit Bodenhaftung
Zur Schauspielerei kam Siegfried Rauch per Zufall. Auf hoher See ist er ebenso zu Hause wie in seiner Heimat Bayern.
München. Kapitän Jakob Paulsen hat eigentlich nie schlechte Laune, unfreundlich ist er auch nie, hilfsbereit und herzlich dagegen immer. Die Uniform adrett und blendend weiß, das Lächeln strahlend - in dieser Rolle steht Schauspieler Siegfried Rauch seit 13 Jahren auf der Kommandobrücke des ZDF-„Traumschiffes“. Auch kurz vor seinem heutigen 80. Geburtstag schipperte er über die Weltmeere — von Singapur bis Puerto Rico. Danach wollte er sich eine Pause gönnen, sagt seine Agentin. Von Interviewanfragen zum Ehrentag geradezu bombardiert, sei er etwas abgetaucht.
Im Jahr 1999 übernahm Rauch das „Traumschiff“ von seinem Vorgänger Heinz Weiss, der 16 Jahre lang Kapitän Heinz Hansen war. „Er war ein wunderbarer und vorbildlicher Mensch und eine Schauspielerlegende“, sagte sein Nachfolger Rauch nach Weiss’ Tod im Jahr 2010. Doch auch Rauch spielte sich als Sympathieträger schnell in die Herzen der Zuschauer, als Fels in der Brandung zwischen all den menschlichen Dramen, die das Leben auf dem Luxusliner zu bieten hat.
Zur Schauspielerei kam Rauch über Umwege. Erst hatte er es mit Architektur und Theaterwissenschaften versucht, bevor er sich dann doch für die Praxis und ein Schauspielstudium entschied. Bühnenengagements in Bremen, München, Hamburg und Berlin folgten, und bald stand Rauch zum ersten Mal vor der Kamera. Zu seinen ersten Filmen zählten „Die Geierwally“ (1956), der Edgar-Wallace-Film „Der Mönch mit der Peitsche“ (1967) oder „Kommissar X“. Dem deutschen Fernsehpublikum wurde Rauch vor allem durch die Familienserie „Es muss nicht immer Kaviar sein“ bekannt. Er spielte im „Tatort“ und bei „Derrick“ und Ende der 80er Jahre in der Familienserie „Eine glückliche Familie“.
Dass er auch im internationalen Geschäft bestehen kann, zeigte er in den 1970er Jahren. Damals spielte er in dem Oscar-prämierten US-Film „Patton — Rebell in Uniform“ mit und gab an der Seite von Steve McQueen einen Rennfahrer in dem Film „Le Mans“. Eine Hollywood-Karriere kam für ihn aber nie infrage, weil er bei seiner Familie, seiner Frau und den beiden Söhnen, in der bayerischen Heimat bleiben wollte.
Rauch, 1932 in Landsberg geboren, gibt sich bodenständig und beschreibt sich als „Naturburschen und Weltmann“. Er wohnt auf einem Bauernhof in Oberbayern — in der Nähe des Staffelsees, malt und musiziert gerne. „Siegfried Rauch ist ein waschechtes bayrisches Urgestein, der für Heimat- und Naturverbundenheit steht. Ein Mann der Elemente, denn die Berge und das Wasser sind, neben seiner Familie, seine „Lieblinge““, heißt es auf seiner Seite. „Wenn ich arbeite, muss ich glücklich sein, und das kann ich nur in meinem Bauernhaus in Bayern und mit meiner Familie“, sagte er einmal in einem Interview. In Hollywood, so sagte er, wäre er zwar reicher geworden, aber nicht glücklicher.