Song-Contest: Schnulzen-Veteran Engelbert singt in Baku für England

Das 76-jährige Schwergewicht geht für Großbritannien in den Song-Contest.

Düsseldorf/London. Man kann nicht unbedingt behaupten, dass der Eurovision Song Contest (ESC) in Großbritannien besonders viele Freunde hätte. Ganz im Gegenteil: Im stolzen Mutterland des Pop hält man das grellbunte Spektakel eher für eine spleenige Veranstaltung geschmacksverirrter Kontinentaleuropäer. Zumal der letzte Sieg 15 Jahre her ist — und der elfte Platz der Boyband Blue im vorigen Jahr auch keinen Anlass zu übergroßer Freude bot.

In diesem Jahr soll alles besser werden, weswegen die britischen ESC-Strategen Schnulzen-Opa Engelbert Humperdinck (76) in die aserbaidschanische Hauptstadt Baku schicken. Dort geht am 26. Mai das Finale über die Bühne. In einer internen Abstimmung der BBC wurde Engelbert zum singenden Vertreter ihrer Majestät bestimmt. Die Zuschauer wurden im Gegensatz zu früheren Jahren gar nicht erst gefragt. Möglicherweise hätten sie aufgemuckt, denn Humperdinck, der eigentlich Arnold Dorsey heißt, ist mit Abstand der älteste ESC-Teilnehmer. Aller Zeiten wohlgemerkt. Den Künstlernamen Humperdinck hat sich der neunfache und schwergewichtige Großvater bei einem deutschen Komponisten ausgeliehen, weil er „lustig klang“. Um Verwechslungen zu vermeiden, tritt Engelbert in Deutschland aber nur als Engelbert auf.

„Ich bin aufgeregt und bereit loszulegen“, sagt Humperdinck. Bloß ein Lied fehlt noch. Das liefert Komponist Sacha Skarbek nach, der auch schon für den Schnulzbarden James Blunt gearbeitet hat. Musikalisch muss sich Britanniens ESC-Hoffnung also vermutlich nicht groß umstellen. Außerdem kann er mit viel Abstand auf seine Konkurrenz blicken: Deutschlands Kandidat Roman Lob ist 55 Jahre jünger!